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Grün und Weifs sehr ernst; Rot, Gelb und Blau heiter. (Vor
Viola und Daphnis). Die Stimmung schwarz, grün und
weifs dulde allenfalls noch Hellrosa, weil das die Complemen-
tärfarbe von Grün ist. Zinnober aber würde ganz unzulässig
sein und den Charakter zerstören, der einmal angeschlagen
ist. Bei Viola z. B. könne man sich keinen Zinnober an-
gebracht denken.

Sein anderes Bild: Daphnis, wo auch viel Dunkelgrün
und Rosa vorwaltet, würde einen zu ernsten Eindruck machen,
wenn er nicht vorn den roten Krug und die bunten Früchte
angebracht hätte.

Viola hat er vollendet mit Kopaivabalsam, den er, unter
Bernsteinfirnifs gemischt, (d. h. mit dem Pinsel) unter die Farben
nimmt. Diese Mischung trocknet sehr schnell; beim Ueber-
lasieren vorsichtig sein, denn Kopaiva hat auflösende Eigen-
schaften.

Böcklin machte mich bei der Viola aufmerksam, wie
beim Gesicht der Italiener die Flächen nie in so langen Zügen
in einander übergehen, wie bei uns; auch markiert sich selten
der untere Augenrand. Die Flächen sitzen scharf unterschieden
neben einander.

Böcklin erzählte von den Tempera- oder Leimbildern,
mit denen er vor etwa 6—8 Jahren in Hannover ein Zimmer
geschmückt hat: Beziehungen auf das Feuer. (Jetzt in
Cassel, wohin der Besitzer Consul Wedekind übergesiedelt).1

Adam und Eva, Feuerlosigkeit, als Anfang. Dann: über
eine Thür Prometheus, und darauf eine Wand mit den
„Segnungen des Feuers". Der
Raum ist dazu vortrefflich be-
nutzt. Mitten über der Thür
ein Berg mit einer Stadt, der
nach rechts und links abfällt.
Rechts lehnt sich an die Thür
ein Tempelchen, wo Hirten

opfern; der Opferrauch steigt hoch empor, links Bauern,
pflügend und Essen kochend (wieder hochsteigender Rauch).
Mädchen steigen rechts unten zur Quelle, um Wasser zu
schöpfen : Links, unter einer Art Zelt eine Mutter, ihr Kind
säugend. Auf der dritten Wand: die Verheerungen des
Feuers. Ein Steppen- und Waldbrand, den Hirten, die dazu-
kommen, entsetzt mit ansehen.2

o. Mai 66.

Viola. Böcklin hat das grün-gelbliche Gewand links
mit gebr. grüner Erde lasiert, so dafs es jetzt noch einen
mattgrünlichen Goldton hat; dann hat er ganz hellgelbe
Moireadern hineingcmalt, weil die vielfach übereinander ge-
brachten Töne in diesem Stoff fleckig und unrein wirkten.
Jedes Fleckige verschwindet und erscheint als ruhige Fläche,

1 Heute in Berlin beim Sohne des Bestellers Herrn Consul
Wedekind.

Die Beschreibung stimmt nicht genau zu den ausgeführten
Bildern. Auf der ersten Wand drei Bilder über einer Thür:
Prometheus, links eine Nymphe im Gras, rechts ein Weib und
zwei Männer bei einem Feuerchen. Die verheerende Wirkung
des Feuers auf der dritten Wand ist dargestellt durch den Ueber-
fall von Seeräubern; ein Schloss, das zwischen hohen Bäumen
auf einer Felsküste steht, ist in Brand gesteckt worden.

wenn man etwas, was härter wirkt, — also hier die
glänzenden Adern — dazubringt.

Manchmal müsse man im Bilde Stellen ganz dämmerig
und unbestimmt lafsen. So versuchte Böcklin hier den kleinen
Finger der linken Hand stark zu modellieren, fand aber, dafs
dann die Modellierung der Hand zu schwach erschien. Würde
er aber darin weiter gehen, so würde wieder das Gesicht zu
leer erscheinen und ihn zwingen, in kleinlicher Weise, knapp
und vielleicht mit kleinen Reflexen zu modellieren.

Späterer Zusatz d. Verf.:

Am iz. Mai hat Böcklin dieses Schiefertafelbild an den
Kunstverein zu Basel expediert, wo es das städtische Museum
kaufte. — Bis 10. Juni vollendete er auch den Daphnis.

Wir gingen ateliersuchend zu Böheim und Rud. Lehmann.
Unterwegs, als Böcklin einen Raben lange Zeit unbeweglich
schweben sah, sprach er über den Vogelflug und wie das
Fliegen eine Art Schrauben- oder Ruderbewegung sei. Zum
Steigen sei die Schwanzstellung nach oben notwendig, zum
Fallen die umgekehrte. .

Bei einer Handzeichnung von Holbein (bei Piazza di
Spagna) meinte Böcklin, er glaube ganz bestimmt, Holbein
habe nur solche Zeichnung vor der Natur gemacht und nur
danach sein Bild ausgeführt.

*

Bei Böheim, der beim Verpacken von Bildern eines zwischen
Papier rollen liefs. Als ich das Anbacken befürchtete, meinte
Böcklin, das wäre leicht mit Oel und Kopaivabalsam zu ent-
fernen. Dieser hätte auflösende Eigenschaften, ohne das
Bild so anzugreifen, wie Terpentin.

Bei Gelegenheit einiger Lehmannscher Bilder sprach
Böcklin über das moderne Aussehen der Farbe; es wäre eine
nüchterne Modellation und alles Geheimnis der Farbe fehle.

Ein Kopf einer Italienerin war auf Menniggrund mit
schwerem Schwarzgrau modelliert, anstatt ihn mit Benutzung
des Grundes mit Weifs herauszumodellieren.

iz. Mai 66.

Böcklin bezüglich seines Petrarka:1 ein Bild, das zu 2/3
Schatten und V3 Licht disponiert ist, wirkt immer ernst. — Das
gröfste Dunkel hat Böcklin nun gerade in der Mitte des Bildes
angenommen; links oben im Himmel das stärkste Licht; das
zweite Licht entgegenge-
setzt rechts unten (die
Figur), dieses zweite Licht
aber farbig (violett). Das
stärkste oder vielmehr
härteste Dunkel wird der
Zweig gegen den weifs-
lichen Himmel, welcher
zur Folge hat, dafs das
grofse Dunkel nie schwer

und hart erscheint, sondern dämmerig weich. Umgekehrt
hat Böcklin dann auch ein hartes Licht auf der entgegen-

Gegenwäitig bei Freiherrn von Heyl in Darmstadt.

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