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Da der Wachsfirnifs die Deckfarben dunkler macht,
müssen diese recht hell aufgetragen werden.

2. EinSilen flötet unter dem Buschdickicht einer Quelle,
an deren Schöpfbecken ein Mädchen lauschend steht. Letz-
teres steht ferner und in offener Umgebung."

Diese Silenskizze hat Böcklin
mit Bleistift auf Papier gezeichnet,
dann mit Aquarell und etwas Deck-
farbe skizziert, doch so, dafs an
vielen Stellen (wie z. B. bei Fels,
Stamm u s. w.) Papiergrund und
Bleistiftstriche sichtbar blieben.

Schliefslich hat Böcklin auch
hier den erwähnten Wachsüberzug

angewendet und ihn blank gerieben, sodafs die Skizze ein sehr
zartes und weiches Aussehen bekam.

3. Skizze zu Böcklins Bilde „Petrarka, in Natur-
einsamkeit dichtend".

Sie war wie die obigen beiden auf dunkelgrüngraues
Tonpapier mit Bleistift gezeichnet, dann mit Aquarell, nachher
mit Deckfarbe (Ferne und Tuff besonders), fast überall noch
gesteigert und überarbeitet. Diese Skizze war nicht mit
Wachs fixiert worden.

Der Auftraggeber entschied sich für die Ausführung dieses
Blattes, die Böcklin bereits am 9. Mai 66 in Angriff ge-
nommen hatte, und zwar auf einer circa zwei Meter langen
Leinwand, die er dunkelgraugrün getönt und auf der er dann
die ungefähre Wirkung mit Weifs herausmodelliert hatte.
Das Motiv ist eine Waldlandschaft; links ein Durchblick auf
einen nicht zu fernen Hügel. Vorn gegen einen Felsen gelehnt,
steht der Dichter in violettem Gewände. (Auf der etwa
9 zölligen Skizze ist er rot.) Das ganze Bild ist noch fast
schwarzgrau (Kernschwarz), nur die violette Figur und der
Lichtblick, der auf den fernen Hügel fällt, haben stärkere Farbe.

10. Juni 66.

Umzug in ein gemeinsames Atelier in der Via Margutta.
Böcklin folgt mit regster Teilnahme der Entwicklung
meines Bildes der beiden Leonoren;

Er sprach vom Naturstudienmalen. (Wir beobachteten
eben gewittrige Luft, in der sich graue Wolken vor gelbes
Licht schoben): Am besten wäre eine neutrale graue Lein-
wand, anstatt der gebräuchlichen hellgelben. Wenn die Lein-
wand nun einen kaltgräulichen Ton hätte, so würde man
finden, dafs reines Weifs vielleicht schon das gelbliche Wolken-
licht giebt, und so müfste man fortfahren, die Töne zur
Leinwand zu bestimmen.

Brennesseln hatte Böcklin im Albanergebirge sehr üppig
gesehen und in ansehnlicher Gröfse. Die unteren Blätter
waren dann etwas gewellt oder geschwungen, wodurch die
Gröfse angedeutet wird.

Von immergrünen Eichen und Lorbeer ist schwer zu
sagen, was dunkler ist; einmal dieser, ein andermal jene.
Die ersteren sind aber etwas grauer und stumpfer.

1 Vgl. hierzu die Abbildung Seite 33, wiederholt aus Pan,
III. Jahrgang, Heft 2, Seite 73, nach dem Original im Besitz
des Freiherrn von Heyl.

Naturstudien kann man nicht grofs genug zeichnen, weil
man sich dann erst über die Formen klar bewufst wird.

11. Juni 66.

Vor allen Dingen müsse ich suchen, erst Organismus in
mein Bild zu bringen, ob dann eine Partie weiter vor oder
zurück mufs, fände sich hernach leicht. Ob Baumpartien
(wie hier der Oleander) auch im Bilde Wurzel oder Stamm
haben, kommt wenig in Betracht; die Hauptsache bleibt
stets das schöne Verhältnis der Partien zur Figur. Man mufs
ohne Rücksicht auf Farbe anfangs nur auf Formen, Licht
und Schatten ausgehen. Das kostet zuerst Ueberwindung.
Später gewöhnt man sich aber daran und findet gleiches
Gefallen an der schönen Form.

1 2. Juni 66.

Böcklin hat vom Grafen Schack in München den Auftrag
erhalten, eine 1 859 für Cotta gemalte Grisaille: die Götter
Griechenlands (für die Jubiläumsausgabe von Schillers
Gedichten) als 8—9 Fufs hohes Oelbild zu malen. Böcklin
hatte eine Photographie jener Arbeit zur Hand, die von der
meinigen, welche aus einem früheren Stadium stammt,
mannigfach abweicht. Mit diesem gröfseren Format und der
Aufgabe, es farbig zu geben,
treten aber auch andere Be-
dingungen und die Notwendig- ______.______

keit mancher Aenderungen auf. i~~ *^3^%iiltt *P"X t

So z. B. kann der gröfse Kasta- v£^r—~

nienbusch vorn, der nun über _

2' grofs wird, nicht so bleiben,

sondern mufs feiner gegliedert

werden, (etwa durchflochten

mit anderen Pflanzen) u. s. w.

Vorn ist Merkur, der einer
Nymphe seine Liebe gesteht;
ein Faun belauscht ihn durch
den Busch; rechts eine Quell-
nymphe. Links, ferne: Apollo,
vor einer Schaar Hirten singend. __________^^^^^^^^

12. Juni 66.

Auf Petrarka bezüglich sagte Böcklin: Violett stimmt
immer schön zu Grün. Wenn man dann aber nicht eine ent-
schiedene Farbe, wie hier das Rot in das Bild bringt, so läuft
man Gefahr sich unentschieden zwischen Grün und Violett zu
bewegen und zuletzt unbewufst ins Schwärzliche zu geraten.

Bei jedem Strich, sei es Gewandrichtung, Ast oder dgl.
und bei jeder Richtung, die man angiebt, soll man stets an
die Gegenrichtung denken.

Wenn alles wahr gegeben ist, ordnen sich Nebensachen,
wie Baumformen etc. von selbst unter; es wirkt dann immer
nur das psychologische Interesse und man sieht zuerst auf
die Figuren.

Beim Bilde mufs man ohne Rücksicht auf Farbe anfangs
nur auf Formen und Licht und Schatten ausgehen. Man
mufs sich nur durch die Freude an der schönen Form anfangs

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