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Pan <Berlin> — 4.1898-99 (Heft I und II)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3241#0084
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VOt.Z (AUS I MOPSUS)

DER GOTTFINDER

VON

DETLEV VON LILIENCRON

Die Sonne taucht ins Meer; die Götter schweigen.

Richard Dehmel.

Ich ritt durchs Feld an heifsem Junitag.
Die Roggenernte naht. In allen Hecken
Verstummt gestillt der Nachtigallenschlag.

Der Heugeruch von weiten Wiesenstrecken,
Jasmingeruch, Geruch der Rosenglut
Vernisten sich in schwülen Gartenecken.

Es schwillt die Frucht, schon zirpt die erste Brut,
Bald kommandiert der Hunger ganz allein,
Verdunstet ist der Flitterwochen Blut.

Um mir den Weg zu kürzen, bieg ich ein
In meines Nachbarn Park, nicht unerlaubt,
Als Knaben teilten wir schon mein und dein.

Seit Jahren ist ihm der Verstand geraubt,

Seit sieben Jahren spricht mein Freund kein Wort,

Das Uhrwerk seiner Nerven ist verstaubt.

C 73 3

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