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GEDICHTE

VON GEORG REICKE



ROSEN IM SCHNEE

Rosenblätter sah ich heut im Schnee —
Dunkle Rosenblätter, die wie Tropfen
Roten Bluts auf weifsem Linnen lagen.
Rosentropfen, blutete ein Weh
Auch der Seele, die in bangem Klopfen
Euch als Schmuck am Busen hat getragen?

Warf euch leichthin eine Kinderhand?

Oder waren's letzte Totenkränze,

Denen diese Zeugen stumm entfielen?

Ach, ihr teilt das Schicksal mit dem Lenze,

Der mit Blumenfingern vor uns stand,

Und um den nun wieder weifse Flocken spielen!

BERNHARD PANKOK

VORFRÜHLING

Von kahlen Ästen flimmert Frühlingsluft —
Ein erster Sonnenhauch geht durch die Räume,
Und um die müden Sinne spielt's wie Träume
Von neuer Liebe, neuem Lied und Duft!

Und aus dem Traum entspinnt sich holde Lüge
Von jungfräulicher Dörfer Felderglanz,
Von Waldesdunkel und von Wellentanz,
Und lichten Morgen, jung wie deine Zügel

Ich seh dich schreiten mit mir Hand in Hand,
Auf steilem Wege sind wir lang gegangen,
Nun halten wir von Sonnenglut umfangen
Und blicken nieder ins gelobte Land--------

Das ist der Frühling! Aug5 und Antlitz offen,
Weifs uns der liebliche Betrüger wohl zu fassen,
Noch aber wird, wie oft! die Sonne uns verblassen,
Und wem ward je erfüllt sein Frühlingshoffen!

C !37 D

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