LARS JOKDE, KOPFLEISTE
ODE AN DIE SCHOENHEIT
Kehre wieder aus dem Dunkel deiner Verborgenheit,
mächtige Einerin!
Siehe, schon öffnen sich dir
in dieser Tage dumpfem Getriebe
tausend Herzen und tausend Sinne,
und in vielen stillen Gedanken
schlägst du heimlich
deine liebliche Hütte auf.
Stunde auf Stunde wächst
der Menschen lachende Hoffnung
und der Menschen süfser Durst
nach dir, du Heilige,
und aus nächtigen Fernen,
wo nur Wenige dich fühlen konnten,
zieht dich hernieder
des neuen Jahrhunderts
selige Sehnsucht,
hernieder zur Erde,
ins Reich des Lebens,
ins Reich junger, glühender Menschenkinder.
Wärmer dünkt uns die Sonne;
köstlicher wird uns die Frucht.
Im Spiele der Kinder
weile mit hütender Hand,
winde Knaben und Mädchen
die knospenden Kränze,
und ihr jubelndes Lachen
sei deiner Ahnung voll.
Schöne den Gang der Jünglinge,
wenn sie, dem Tagwerk entflohn,
zum Kampfspiel eilen,
stähle ihnen den Arm
im edlen Wettstreit,
sei ihnen Führerin
zur Mutter Natur
über Höhen und Tiefen,
dafs ihr Herz reif werde
und dich finde,
in Allem, du Benedeite.
Und den Jungfraun
fülle das suchende Auge
mit heimlichem Licht,
wirf goldene Ströme
auf ihr strahlend Gelock
und nähre in ihrem Busen
die zitternde Frage
nach deiner Erkenntnis,
nach deiner Stunde, o Schönheit.
In der Männer stolzem Besitz
sei du heimisch,
fülle ihnen täglich die Brust
mit deinem Ueberflufs,
sei du der Lohn ihrer Arbeit,
der Preis ihrer Thatkraft;
komme im Rausch u. in stiller Vergessenheit,
dafs sie deiner Güte voll werden
und sich erneuen können in dir,
die Vielgeprüften, die Tapferen.
Und den Frauen nahe dich schwesterlich,
dafs sie mit dir eines Geschlechtes seien,
Schenkerinnen deiner reifen Beseligung,
deines Genusses, der Leben bringt.
Gieb ihnen deine Geheimnisse,
die unerschöpflich bleiben,
dafs ihr Liebreiz immer aufs neue
den Starken entfache,
dafs keine alternde Lässigkeit
Zwietracht gebäre
und ein armes
freudeloses
Kindergeschlecht.
Siehe, es reifen Mensch und Welt.
C 149 I)
ODE AN DIE SCHOENHEIT
Kehre wieder aus dem Dunkel deiner Verborgenheit,
mächtige Einerin!
Siehe, schon öffnen sich dir
in dieser Tage dumpfem Getriebe
tausend Herzen und tausend Sinne,
und in vielen stillen Gedanken
schlägst du heimlich
deine liebliche Hütte auf.
Stunde auf Stunde wächst
der Menschen lachende Hoffnung
und der Menschen süfser Durst
nach dir, du Heilige,
und aus nächtigen Fernen,
wo nur Wenige dich fühlen konnten,
zieht dich hernieder
des neuen Jahrhunderts
selige Sehnsucht,
hernieder zur Erde,
ins Reich des Lebens,
ins Reich junger, glühender Menschenkinder.
Wärmer dünkt uns die Sonne;
köstlicher wird uns die Frucht.
Im Spiele der Kinder
weile mit hütender Hand,
winde Knaben und Mädchen
die knospenden Kränze,
und ihr jubelndes Lachen
sei deiner Ahnung voll.
Schöne den Gang der Jünglinge,
wenn sie, dem Tagwerk entflohn,
zum Kampfspiel eilen,
stähle ihnen den Arm
im edlen Wettstreit,
sei ihnen Führerin
zur Mutter Natur
über Höhen und Tiefen,
dafs ihr Herz reif werde
und dich finde,
in Allem, du Benedeite.
Und den Jungfraun
fülle das suchende Auge
mit heimlichem Licht,
wirf goldene Ströme
auf ihr strahlend Gelock
und nähre in ihrem Busen
die zitternde Frage
nach deiner Erkenntnis,
nach deiner Stunde, o Schönheit.
In der Männer stolzem Besitz
sei du heimisch,
fülle ihnen täglich die Brust
mit deinem Ueberflufs,
sei du der Lohn ihrer Arbeit,
der Preis ihrer Thatkraft;
komme im Rausch u. in stiller Vergessenheit,
dafs sie deiner Güte voll werden
und sich erneuen können in dir,
die Vielgeprüften, die Tapferen.
Und den Frauen nahe dich schwesterlich,
dafs sie mit dir eines Geschlechtes seien,
Schenkerinnen deiner reifen Beseligung,
deines Genusses, der Leben bringt.
Gieb ihnen deine Geheimnisse,
die unerschöpflich bleiben,
dafs ihr Liebreiz immer aufs neue
den Starken entfache,
dafs keine alternde Lässigkeit
Zwietracht gebäre
und ein armes
freudeloses
Kindergeschlecht.
Siehe, es reifen Mensch und Welt.
C 149 I)