MAX LIEßERMANN, KANALBRÜCKE IN LEYDEN
BRÜDER VOM NEUEN BUNDE
VON
ARTHUR PHARO
Wie unsre Feste in dem stillen Tal
Die Nacht begrenzte und das grofse Schweigen
Und wie durch dunkler Abendschatten Neigen
Den Rand des Traums betrat mit einemmal
Bis einst der Abend kam mit hellem Tor,
Darein die Lüfte giengen, süfs und golden,
Und jeder Strauch, voll schwerer dunkler Dolden,
An unsre Seelen seinen Duft verlor.
Das stille, leuchtende Erkennenwollen,
Da gieng die grofse Traurigkeit der Schar,
Die noch vor unsern Lebenstoren war,
Und aller derer, die noch kommen sollen
Als Brüder jener ungeheuren Schar —
Durch unsre Seelen, durch die traumgeweihten,
So wie sie selber schritten durch die Zeiten,
Als noch kein Glanz in unsern Augen war,
Und: dass auch wir den Reigen armer Stunden
Zum Tag gehäuft und Wolken, Baum und Glanz
Und aller Dinge wundervollen Kranz
Mit leisem, liebem Sinnen nicht umwunden;
Wie eine Schar von Kindern lässig ruht,
Die träumerischen Finger in den Wellen,
Und eines hebt den langverborgnen, hellen,
Rotgoldnen Kronreif aus der blauen Flut;
Drin leuchtet ihm die Pracht der neuen Tage,
Es staunt und sinnt und wird ein Königskind.
Durch alle Lande mit dem Frühlingswind
Die schönen Boten eilen: Sang und Sage —
So ward auf einmal uns das Leben klar
Und seine Wunder, die im Dunkel lagen.
Der milde Abend hiefs uns alle tragen
Rotgoldne Kronen in dem Lockenhaar;
Die Seele wiegte sich im Warmen, Vollen;
Um unsre toten Tage wob ein Traum
Den Glanz von späten Stunden, und es schwollen
Die goldnen Früchte an dem Lebensbaum.
G 204 D
BRÜDER VOM NEUEN BUNDE
VON
ARTHUR PHARO
Wie unsre Feste in dem stillen Tal
Die Nacht begrenzte und das grofse Schweigen
Und wie durch dunkler Abendschatten Neigen
Den Rand des Traums betrat mit einemmal
Bis einst der Abend kam mit hellem Tor,
Darein die Lüfte giengen, süfs und golden,
Und jeder Strauch, voll schwerer dunkler Dolden,
An unsre Seelen seinen Duft verlor.
Das stille, leuchtende Erkennenwollen,
Da gieng die grofse Traurigkeit der Schar,
Die noch vor unsern Lebenstoren war,
Und aller derer, die noch kommen sollen
Als Brüder jener ungeheuren Schar —
Durch unsre Seelen, durch die traumgeweihten,
So wie sie selber schritten durch die Zeiten,
Als noch kein Glanz in unsern Augen war,
Und: dass auch wir den Reigen armer Stunden
Zum Tag gehäuft und Wolken, Baum und Glanz
Und aller Dinge wundervollen Kranz
Mit leisem, liebem Sinnen nicht umwunden;
Wie eine Schar von Kindern lässig ruht,
Die träumerischen Finger in den Wellen,
Und eines hebt den langverborgnen, hellen,
Rotgoldnen Kronreif aus der blauen Flut;
Drin leuchtet ihm die Pracht der neuen Tage,
Es staunt und sinnt und wird ein Königskind.
Durch alle Lande mit dem Frühlingswind
Die schönen Boten eilen: Sang und Sage —
So ward auf einmal uns das Leben klar
Und seine Wunder, die im Dunkel lagen.
Der milde Abend hiefs uns alle tragen
Rotgoldne Kronen in dem Lockenhaar;
Die Seele wiegte sich im Warmen, Vollen;
Um unsre toten Tage wob ein Traum
Den Glanz von späten Stunden, und es schwollen
Die goldnen Früchte an dem Lebensbaum.
G 204 D