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MAURICE MAETERLINCK
ÜBERTRAGUNGEN VON
GEDICHTEN
I AUS: SERRES CHAUDES

O, diese armen müden Blicke!

Eure und meine Blicke!

Die einmal waren und noch kommen werden! Die niemals kommen und die dennoch sind!

Die Sonntags Arme zu besuchen scheinen,

Und manche sind, wie Kranke ohne Dach, wie Lämmer auf der Wiese, drauf das Linnen bleicht.

Und diese ungewohnten Blicke,

als würde eine Jungfrau hingerichtet im hohen Saal und Blicke müfsten's sehen!

Und die an nie gekannte Trauer dich erinnern,

wie wenn im Fenster der Fabrik ein Landmann steht,

an einen Gärtner, der ein Weber wurde,

an einen Sommernachmittag im Wachsfigurenkabinett,

und was die Königin denkt, sieht sie im Garten einen Kranken.

Wie wenn's im Wald nach Kampher duftet,

wie die Prinzess im Turm allein an einem Feiertage,

an eine wochenlange Fahrt auf lauem Wasser.

Habt Mitleid mit all denen, welche kleine Schritte thun, wie ein Genesender zur Zeit der Ernte!

Mitleid mit denen, die wie Kinder blicken, wenn sie zur Essensstunde sich verirrt!

Habt Mitleid mit dem Blick des Wunden zu dem Arzt,

habt Mitleid mit dem Blick der Jungfrau in Versuchung,

und mit dem Blick der Jungfrau, die erliegt.

So seh'n Prinzessinnen, im unwegsamen Sumpf verlassen.

Und jene Augen, wo mit vollen Segeln die lichten Schiffe in den Sturm sich wagen!

Das Weh in all den Blicken, weil sie all dies sehen.

Soviele Leiden, kaum zu unterscheiden, doch verschieden!

Und die niemand jemals verstehen wird!

Und diese armen fast verstummten Blicke!

Und diese armen Blicke, die nur flüstern!

Und diese armen halberstickten Blicke! [Klosterrasen.

In einem Schlofs bist du, das zum Spital verwandelt! Wie Zelte sind sie, Kriegeslilien auf dem

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