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IV

Früh als ich aufstand,
schien die Sonne.

Die Birken vor meinem Fenster glänzten
und ich war fröhlich.

Jetzt drückt der Himmel wie aus Blei, es regnet!

Jeder Tropfen
fällt in mein Herz.

V

Den Blick zu Boden, in verwestes Laub,
fühle ich, wie mein Blut langsam durch mein Herz strömt.

Ein Schrei
ruckt mich auf.

Durch ein letztes Fliederblau, die sinkende Sonne beglänzt es noch,
stofsen drei wilde Enten.

Wie starre Riesenbesen in die Luft

stechen zwei Schwarzpappeln:

Tausend kleine, bunkernde Goldblättchen!

VI

Dunkle Ranken über eine verfallende Mauer
sind meine Tage.

Keine Schwalbe zwitschert, durch dürre Blätter raschelt der Wind.

Oben, hoch, ein lichtes Blau.

Ach, ich fühls:

es klagt sein Grufs, sein letzter Grufs,

mein toter Frühling!

VII
Eintönig rieseln um mich die grauen Tage.

Meine Seele
schnarcht.

In dunkle Träume heult der Wind,
fallende Tropfen durch die Regenrinne.

Irgendwo scheint Sonne, irgendwo blüht Glück!

Ich werde nie wieder die Läden aufstofsen,

in meinen Blumen

fault Finsternis.

G 221 D
 
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