Im finstern Winkel, wo die Bettler stehn,
Die ihre welke, abgehärmte Hand
Vergeblich strecken, dafs von all dem Glanz
Ein Schimmer darauf falle. Bettelarm,
Nimm dieses Wort mit aller Schandenlast,
War ich bei dir, — drum will ich ferne sein.
Denn sieh: Ich hab ein Reich, drin bin ich Herr;
Ein Reich und Glück, das ist so voller Glanz,
Dafs deine Schönheit selbst davor verbleicht.
Dies Reich ist mein, weil ich sein Schöpfer bin,
Ein Himmelreich mit mir als seinem Gott;
Du selber bist darin nur Kreatur.
In grader Säule steigt der Opferrauch
Von meinem Betherd, der der Schönheit dampft,
Und, steh ich hier, ein Priester und ein Herr,
Sehn meine Augen bis zum tiefsten Grund
Des grofsen Meeres, das ihr Leben heifst.
VIA
Sie tragen eine Leiche
Aus meinem Hause;
Helle Haare hangen
Ihr über die Stirne;
Über den weifsen Brüsten
Klafft eine Wunde.
Aber ein leises Lächeln liegt,
Lockt, als träumte es Liebe, süfs,
Schmachtend auf den wunderschönen Lippen.
Warum erdolchte ich die Königliche,
Die mir im Tod noch lächelt . ..?
Warum erfafst ich nicht das mädchenstolze Glück
An dieser wunderweifsen, wunderschlanken
Hand?
Warum so blöd ein Frevler, feig und kalt?
Dich, Königin, erkenn ich und das Kind,
Das bleiche, das im Gassenkot verkommt,
Das grofse Weltrund und den Primelnkelch,
Und mir ist Alles gleich verwandt und hold.
Umfassung ist mein Glück in diesem Reich,
Die ganze Welt zieh ich an meine Brust,
In die ein Gott mir eine Sonne gab,
Um die sich Alles selig drehen muss.
Du lächelst, wie ihr Mädchen lächeln könnt,
Die grausam wie das liebe Leben sind,
Und denen gern Verachtung stolz und fein
Die schönen Lippen schürzt. — Ich seh auch das
Und nehm auch diese Schönheit in mein Reich
Und stehe vor mir selbst in deinem Spott
Und lächle still, lächle gottväterlich.
Könnt ich so lächeln, wäre ich dir nah?
MALA
Der Zug biegt in den Wald, das grofse Schwarz,
Das voll von grauen, stummen Vögeln ist,
Die mit den krummen Schnäbeln eintönig
An braunen Stämmen hämmern, wo das Moos
Grau ist wie Tannenflechte, und das Wild
Blind.
Warum schlag ich die Hände vors Gesicht
Und stehe hier und stürze mich nicht tot
Vom höchsten Felsen der Verzweifelung ?
Mir quillt ein trübes Lied im Sinn:
Hast du dein Glück erschlagen,
Sollst du dein Leben tragen
Zu leeren, grauen Tagen,
Ein greiser Büfser, hin.
MAX LIERERMANN, FRAU IN DÜNEN
Die ihre welke, abgehärmte Hand
Vergeblich strecken, dafs von all dem Glanz
Ein Schimmer darauf falle. Bettelarm,
Nimm dieses Wort mit aller Schandenlast,
War ich bei dir, — drum will ich ferne sein.
Denn sieh: Ich hab ein Reich, drin bin ich Herr;
Ein Reich und Glück, das ist so voller Glanz,
Dafs deine Schönheit selbst davor verbleicht.
Dies Reich ist mein, weil ich sein Schöpfer bin,
Ein Himmelreich mit mir als seinem Gott;
Du selber bist darin nur Kreatur.
In grader Säule steigt der Opferrauch
Von meinem Betherd, der der Schönheit dampft,
Und, steh ich hier, ein Priester und ein Herr,
Sehn meine Augen bis zum tiefsten Grund
Des grofsen Meeres, das ihr Leben heifst.
VIA
Sie tragen eine Leiche
Aus meinem Hause;
Helle Haare hangen
Ihr über die Stirne;
Über den weifsen Brüsten
Klafft eine Wunde.
Aber ein leises Lächeln liegt,
Lockt, als träumte es Liebe, süfs,
Schmachtend auf den wunderschönen Lippen.
Warum erdolchte ich die Königliche,
Die mir im Tod noch lächelt . ..?
Warum erfafst ich nicht das mädchenstolze Glück
An dieser wunderweifsen, wunderschlanken
Hand?
Warum so blöd ein Frevler, feig und kalt?
Dich, Königin, erkenn ich und das Kind,
Das bleiche, das im Gassenkot verkommt,
Das grofse Weltrund und den Primelnkelch,
Und mir ist Alles gleich verwandt und hold.
Umfassung ist mein Glück in diesem Reich,
Die ganze Welt zieh ich an meine Brust,
In die ein Gott mir eine Sonne gab,
Um die sich Alles selig drehen muss.
Du lächelst, wie ihr Mädchen lächeln könnt,
Die grausam wie das liebe Leben sind,
Und denen gern Verachtung stolz und fein
Die schönen Lippen schürzt. — Ich seh auch das
Und nehm auch diese Schönheit in mein Reich
Und stehe vor mir selbst in deinem Spott
Und lächle still, lächle gottväterlich.
Könnt ich so lächeln, wäre ich dir nah?
MALA
Der Zug biegt in den Wald, das grofse Schwarz,
Das voll von grauen, stummen Vögeln ist,
Die mit den krummen Schnäbeln eintönig
An braunen Stämmen hämmern, wo das Moos
Grau ist wie Tannenflechte, und das Wild
Blind.
Warum schlag ich die Hände vors Gesicht
Und stehe hier und stürze mich nicht tot
Vom höchsten Felsen der Verzweifelung ?
Mir quillt ein trübes Lied im Sinn:
Hast du dein Glück erschlagen,
Sollst du dein Leben tragen
Zu leeren, grauen Tagen,
Ein greiser Büfser, hin.
MAX LIERERMANN, FRAU IN DÜNEN