NIETZSCHES MUTTER FRANZISKA GEB. ÖHLER, ALS BRAUT
EINIGES VON UNSEREN VORFAHREN
VON
ELISABETH FOERSTER-NIETZSCHE
DIE Wände eines der Zimmer im Nietzsche-Archiv, das
Erinnerungszimmer genannt, sind mit den Bildnissen von
mehreren unserer Vorfahren geschmückt. Mit der Zeit hoffe
ich noch eine gröfsere Reihe von Ahnenbildern zu sammeln,
leider war mir aber jetzt zu kurze Zeit der Vorbereitung ge-
lassen, sodafs ich einige der besten und charakteristischesten
Bilder aus alter Zeit zu diesen vorliegenden Veröffentlichungen
nicht herbeischaffen konnte. Zum Beispiel existieren von
den Vorfahren unserer lieben Mutter noch aus drei Genera-
tionen wunderhübsche Oel- und Pastellgemälde; auch sollen
von dem Vater, Grofsvater und Urgrofsvater unseres Vaters
Bildnisse und Silhouetten vorhanden sein, die ich für das
Nietzsche-Archiv im Original oder Copie zu erwerben suche,
aber noch nicht besitze. So gebe ich auch der Kürze der
Zeit wegen zu den vorliegenden wenigen Abbildungen nur
einige ganz fragmentarische Notizen, die sich fast nur auf
das Aeufserliche beziehen.
Glücklicherweise sind unter den vorliegenden Ab-
bildungen gerade jene lieben Vorfahren, die unserem Herzen
wohl am nächsten gestanden haben: unsere Eltern, unsere
Grofsmutter Nietzsche und ihr Bruder, der General-
superintendent Krause.
Unser Vater Carl Ludwig Nietzsche war am 10. Oktober
1813 in Eilenburg geboren, kam 1841 als Pfarrer nach
Röcken bei Lützen und heiratete am 10. Oktober 1843
unsere Mutter Franziska, die siebzehnjährige Tochter des
Pfarrer Oehler in Pobles. Seine am Schluss dieser Notizen
gegebene Abbildung nach einer Daguerreotypie, sowie eine
gröfsere Kreidezeichnung galten als nicht vorteilhaft. Er war
eine hohe, schlanke Gestalt und soll sich durch besonders an
mutsreiches und vornehmes Wesen ausgezeichnet haben.
Grofse, strahlende, dunkle Augen und ein lebhaftes Mienen-
spiel hätten seinem Antlitz ein so wechselvolles Aussehen ver-
liehen, dafs es für den Maler schwer gewesen wäre, den rich-
tigen Augenblick zur Darstellung zu finden. Er starb am
28. Juli 1840 infolge eines Sturzes.
Die zwei Bilder unserer lieben Mutter Franziska Nietzsche
(geboren am 2. Februar 1816 in Pobles), aus ihrem siebzehnten
Lebensjahre (vgl. oben) und aus ihrem einundzwanzigsten
(vgl. am Schluss), sowie ein hier nicht veröffentlichtes Oel-
bild aus ihrem vierzehnten Lebensjahr zeigen im Ganzen wenig
Aehnlichkeit unter einander, höchstens beweisen die beiden
Oelbilder, dafs die Maler ein reizendes junges Mädchen in dem
Geschmack jener Zeit darstellen wollten. Dagegen zeigt die
G 233 3
EINIGES VON UNSEREN VORFAHREN
VON
ELISABETH FOERSTER-NIETZSCHE
DIE Wände eines der Zimmer im Nietzsche-Archiv, das
Erinnerungszimmer genannt, sind mit den Bildnissen von
mehreren unserer Vorfahren geschmückt. Mit der Zeit hoffe
ich noch eine gröfsere Reihe von Ahnenbildern zu sammeln,
leider war mir aber jetzt zu kurze Zeit der Vorbereitung ge-
lassen, sodafs ich einige der besten und charakteristischesten
Bilder aus alter Zeit zu diesen vorliegenden Veröffentlichungen
nicht herbeischaffen konnte. Zum Beispiel existieren von
den Vorfahren unserer lieben Mutter noch aus drei Genera-
tionen wunderhübsche Oel- und Pastellgemälde; auch sollen
von dem Vater, Grofsvater und Urgrofsvater unseres Vaters
Bildnisse und Silhouetten vorhanden sein, die ich für das
Nietzsche-Archiv im Original oder Copie zu erwerben suche,
aber noch nicht besitze. So gebe ich auch der Kürze der
Zeit wegen zu den vorliegenden wenigen Abbildungen nur
einige ganz fragmentarische Notizen, die sich fast nur auf
das Aeufserliche beziehen.
Glücklicherweise sind unter den vorliegenden Ab-
bildungen gerade jene lieben Vorfahren, die unserem Herzen
wohl am nächsten gestanden haben: unsere Eltern, unsere
Grofsmutter Nietzsche und ihr Bruder, der General-
superintendent Krause.
Unser Vater Carl Ludwig Nietzsche war am 10. Oktober
1813 in Eilenburg geboren, kam 1841 als Pfarrer nach
Röcken bei Lützen und heiratete am 10. Oktober 1843
unsere Mutter Franziska, die siebzehnjährige Tochter des
Pfarrer Oehler in Pobles. Seine am Schluss dieser Notizen
gegebene Abbildung nach einer Daguerreotypie, sowie eine
gröfsere Kreidezeichnung galten als nicht vorteilhaft. Er war
eine hohe, schlanke Gestalt und soll sich durch besonders an
mutsreiches und vornehmes Wesen ausgezeichnet haben.
Grofse, strahlende, dunkle Augen und ein lebhaftes Mienen-
spiel hätten seinem Antlitz ein so wechselvolles Aussehen ver-
liehen, dafs es für den Maler schwer gewesen wäre, den rich-
tigen Augenblick zur Darstellung zu finden. Er starb am
28. Juli 1840 infolge eines Sturzes.
Die zwei Bilder unserer lieben Mutter Franziska Nietzsche
(geboren am 2. Februar 1816 in Pobles), aus ihrem siebzehnten
Lebensjahre (vgl. oben) und aus ihrem einundzwanzigsten
(vgl. am Schluss), sowie ein hier nicht veröffentlichtes Oel-
bild aus ihrem vierzehnten Lebensjahr zeigen im Ganzen wenig
Aehnlichkeit unter einander, höchstens beweisen die beiden
Oelbilder, dafs die Maler ein reizendes junges Mädchen in dem
Geschmack jener Zeit darstellen wollten. Dagegen zeigt die
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