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erließ der befriedigte Papst eine Bulle, die die aragonesische Dy-
nastie in Neapel und Ferrantes Sukzessionsanordnungen feier-
lich anerkannte und bestätigte. Es war der letzte große Sieg des
alten Königs. Am 25. Juli 1492 starb Innocenz VIII.; sein Nach-
folger wurde Roderigo Borgia, Alexander VI. (1492—1503). Mit
ihm begann für Italien die trübe Zeit der Fremdeninvasionen;
Spanien, Frankreich und der deutsche König griffen in die Ge-
schicke der italienischen Mächte ein, von denen keine stark ge-
nug war, sich der Fremden zu erwehren. Am 8. April 1492 war
Lorenzo de’Medici gestorben, der kluge Politiker des italienischen
Gleichgewichts, der schärfste Gegner französischer Einmi-
schungsgelüste. Nach seinem Tode war die Republik Florenz
nicht mehr imstande, die Rolle des Vermittlers zu spielen. Lo-
dovico Sforza, der Regent von Mailand, der seinen mit einer
Enkelin Ferrantes vermählten Neffen Giangaleazzo vom Throne
rdrängen wollte und die Rache der Aragonesen fürchtete, riefve
die Franzosen ins Land und versprach König Karl VIII. Unter-
stützung beim Zuge nach Neapel. Ferrante sah die drohenden
Gewitterwolken. Gegen Mailand war er machtlos, solange er
nicht den Papst entschieden auf seiner Seite hatte. Alexander VI.
schwankte; er fürchtete Ferrante nicht weniger als den Fran-
zosen. Ferrante tat alles, den Papst auf seine Seite zu bringen;
eine Zeitlang war er selbst mit seinem alten Todfeind Giuliano
della Rovere verbündet. Sein Streben war, durch eine Heirat
die päpstliche Familie an das Haus Aragon zu fesseln. Der kluge
Don Federigo betrieb die Sache mit Erfolg: am 17. August 1493
heiratete Jofre Borgia, ein Sohn des Papstes, eine uneheliche
Tochter Herzog Alfonsos von Calabrien. Die Verbindung erwies
sich freilich als schwache Stütze des schwankenden aragonesi-
schen Thrones. Von den düstersten Sorgen geplagt starb der
König am 25. Januar 1494.
Ferrantes Charakter, fast in allen seinen Zügen grundver-
schieden von dem seines Vaters Alfonso, ist in seiner Art einer
der merkwürdigsten und prägnantesten in dieser an ausgepräg-
ten Charakterköpfen so reichen Zeit; starr, unbeweglich, von
absoluter Geschlossenheit, Einheitlichkeit und Einfachheit,
ohne den geringsten problematischen Zug, hat sein ganzes We-

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