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Des alten Rom überseeische Provinzen waren gewohnt, der IV. BUCH
Hauptstadt und Italien ihre Schätze darzubringen: Sizilien, VORREDE
die herrliche Insel, lieferte Getreide und Zucker, Sardinien Ge-
würze und Käse, Corsika Wein, die Balearen Salz und andere
anderes. Spanien allein hat Rom und Italien von jeher Kaiser
und Könige geschenkt, und was für Kaiser, was für Könige! Den
Trajan, Hadrian, Theodosius I., Arcadius, Honorius, Theodo-
sius II. Endlich den Alfonso, aller Tugenden lebendiges Bild,
einen König, der den genannten Herrschern in keiner Art von
Lob nachzustehen braucht, der sie alle noch weit übertrifft durch
seine Religion, jene wahre Weisheit, die uns am meisten vom
blöden Tier unterscheidet. Seine Verehrung gilt Christo, dem
wahren und ewigen Gott allein; seine Lehre trägt er im Herzen
und befolgt seine Gebote, und auch die mühevollen Geschäfte, die
das königliche Amt mit sich zu bringen pflegt, vermögen nicht ihn
davon abzuhalten. Täglich steht er auf in frühster Morgendäm-
merung und verrichtet die Gebete, die man die Horen nennt, in
seiner Hauskapelle auf den Knien und in tiefster Andacht. Dann
geht er, wenn es allmählich Tag wird, zur Kirche und wohnt vier
heiligen Messen — so nennen wir heute die christlichen Myste-
rien — in bewundernswerter Frömmigkeit bei. Alle uns auf er-
legten Fasten übt er in unerbittlicher Strenge. Die Vigilien der
Feste der allerseligsten Jungfrau Maria und den Tag der sieben
Schmerzen feiert er bei Wasser und Brot, und oft nimmt er nicht
einmal Brot oder Wasser zu sich. Außerdem heiligt er den Frei-
tag und Samstag zu Ehren des Erlösers und der Jungfrau durch
Fasten. Während er selbst einfach gekleidet und in Sachen des
Schmuckes und der Körperpflege ungemein mäßig ist, überbietet
er die Fürsten aller Zeiten darin, die Kirchen, Altäre und kirch-
lichen Gewänder aufs feinste und kostbarste auszustatten und aus-
zuschmücken: alles funkelt und strahlt in der Pracht des Goldes,
der wertvollsten Edelsteine und Perlen aller Art. Wer irgendwo
in ganz Europa in der Musik sich auszeichnet, den lockt der
reiche Lohn nach Neapel, und täglich hört man im Chor der Kir-
che Gottes und der Heiligen Lob singen; herrliche Musik ertönt
während des heiligen Hochamtes und stimmt alle Herzen froh und
heiter und entzündet und entflammt sie zu glühender Gottcsliebe.

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