"\fenophon, von den Griechen nicht mit Unrecht die attische I. BUCH
Muse genannt, gab ein Büchlein über Worte und Taten des VORREDE
Sokrates heraus, weil er der Ansicht war, daß alles, was dieser
überaus weise Mann gesagt und getan habe, ehrenvolle Erinne-
rung verdiene. Diesen seinen Gedanken billige und lobe ich durch-
aus; ja ich hatte immer die Überzeugung, daß es gut und nötig sei,
hervorragender Männer Spuren mit Tinte und Feder festzu-
halten, um nichts von dem, was sie reden oder tun, der Vergessen-
heit zum Opfer werden zu lassen.
Wenn es unserer Zeit auch nicht gegeben ist, einen Mann zu
sehen, den wie einstens Sokrates Apolls Orakel selbst als den Wei-
sesten verkündet, so ist es ihr doch vergönnt, den Alfonso zu
schauen, der ohne Widerspruch als der weiseste und größte aller
Könige und Fürsten gilt, die unsere Zeit hervor gebracht hat. Seine
Worte und Taten müssen uns um so teurer und um so würdiger
unseres Gedächtnisses sein, fe weniger es zu allen Zeiten Könige
gegeben hat, die sichdurchGeist und Weisheit ausgezeichnet haben.
Die Philosophen und solche, die irgendeine Wissenschaft be-
treiben, verachten, ganz in ihren Studien vergraben, jede der
Wissenschaft fremde Tätigkeit; darum ist es nicht sonderbar,
wenn es unter ihnen mitunter manche gelehrte und weise Männer
gibt. Die Könige und Herrscher großer Länder dagegen haben in
Krieg und Frieden ihren Staat zu regieren und sind außerdem
meist umlagert von niedrigen Schmeichlern und Leuten, die lieber
zur Pflege der Vergnügungen als der Wissenschaften mahnen.
Wenn man nun unter ihnen feste und energische Köpfe findet,
die vor dem Studium der schönen Künste und Wissenschaften
nicht zurückschrecken, soll man die nicht über alle Maßen be-
wundern und lobend bis in den Himmel erheben? Bei Gott, mit
Recht haben unsere Vorfahren, jene Alten wenigstens, Könige,
die maßvoll in Vergnügungen, unzugänglich gegenüber Schmei-
cheleien und unter all den Eitelkeiten fürstlicher Höfe der ernsten
Pflege der Wissenschaften ergeben waren, alsbald unter die
Götter erhoben, und die Namen von Tagen, Monaten und Sternen
haben ihr göttliches Andenken bis in unsere Jahrhunderte fei-
ernd fortgepflanzt.
An Worten und Taten, die eines Griffels würdig sind, fehlt es
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Muse genannt, gab ein Büchlein über Worte und Taten des VORREDE
Sokrates heraus, weil er der Ansicht war, daß alles, was dieser
überaus weise Mann gesagt und getan habe, ehrenvolle Erinne-
rung verdiene. Diesen seinen Gedanken billige und lobe ich durch-
aus; ja ich hatte immer die Überzeugung, daß es gut und nötig sei,
hervorragender Männer Spuren mit Tinte und Feder festzu-
halten, um nichts von dem, was sie reden oder tun, der Vergessen-
heit zum Opfer werden zu lassen.
Wenn es unserer Zeit auch nicht gegeben ist, einen Mann zu
sehen, den wie einstens Sokrates Apolls Orakel selbst als den Wei-
sesten verkündet, so ist es ihr doch vergönnt, den Alfonso zu
schauen, der ohne Widerspruch als der weiseste und größte aller
Könige und Fürsten gilt, die unsere Zeit hervor gebracht hat. Seine
Worte und Taten müssen uns um so teurer und um so würdiger
unseres Gedächtnisses sein, fe weniger es zu allen Zeiten Könige
gegeben hat, die sichdurchGeist und Weisheit ausgezeichnet haben.
Die Philosophen und solche, die irgendeine Wissenschaft be-
treiben, verachten, ganz in ihren Studien vergraben, jede der
Wissenschaft fremde Tätigkeit; darum ist es nicht sonderbar,
wenn es unter ihnen mitunter manche gelehrte und weise Männer
gibt. Die Könige und Herrscher großer Länder dagegen haben in
Krieg und Frieden ihren Staat zu regieren und sind außerdem
meist umlagert von niedrigen Schmeichlern und Leuten, die lieber
zur Pflege der Vergnügungen als der Wissenschaften mahnen.
Wenn man nun unter ihnen feste und energische Köpfe findet,
die vor dem Studium der schönen Künste und Wissenschaften
nicht zurückschrecken, soll man die nicht über alle Maßen be-
wundern und lobend bis in den Himmel erheben? Bei Gott, mit
Recht haben unsere Vorfahren, jene Alten wenigstens, Könige,
die maßvoll in Vergnügungen, unzugänglich gegenüber Schmei-
cheleien und unter all den Eitelkeiten fürstlicher Höfe der ernsten
Pflege der Wissenschaften ergeben waren, alsbald unter die
Götter erhoben, und die Namen von Tagen, Monaten und Sternen
haben ihr göttliches Andenken bis in unsere Jahrhunderte fei-
ernd fortgepflanzt.
An Worten und Taten, die eines Griffels würdig sind, fehlt es
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