sonst sehr leicht im Volke Nachahmung fänden. Denn wie nach
dem Lauf der Sonne, so richte und bilde sich das ganze Leben
des Volkes nach dem Leben seiner Fürsten.
Zwischen Königin Johanna und Alfonso waren Zwistigkeiten 1423
ausgebrochen. Da kamen zu Alfonso mehrere Leute, Komman-
danten von Burgen und Präfekten einzelner Provinzen, und
versprachen, ihm auch gegen den Willen der Königin die Herr-
schaft fast über das ganze Reich Neapel zu verschaffen. Doch
der König antwortete, er danke ihnen, aber höher schätze er
Ruhm und Ehre als ein Reich und wäre es auch noch so groß.
Seine Absicht sei von jeher gewesen, dieses Reich nicht auf hin-
terlistigen und unbilligen Wegen sich zu gewinnen, sondern
es zu besitzen nach Gesetz und Recht, wenn es Gott und seiner
Mutter Johanna so gefalle. Wenn jetzt die Königin ihren Willen
zu seinen Ungunsten zu ändern scheine, so sei das eben weib-
liche Schwäche und Unbeständigkeit. Man solle nicht vergessen,
daß sie gegen ihre Natur Mann und König sein müsse.
Wie wir wissen, richtete der König an alle Präfekten der Pro-
vinzen und an alle Richter die Mahnung, sie sollten keinen Er-
laß und kein Reskript aus seiner Kanzlei beachten, wenn es
nicht gedeckt sei durch das herkömmliche Recht oder durch
offensichtliche Billigkeit. Denn mitunter komme es vor, daß
infolge der Zudringlichkeit der Bittsteller und aus Unkenntnis
gesetzwidrige Bestimmungen erlassen würden. Richte man
sich nach diesen, so schädige man die Interessen anderer Bür-
ger, ohne zu bedenken, daß man auf diese Weise auch sich
selbst schädige und gegen sich selbst ungerecht und hart verfahre.
Man machte dem König einmal den Vorwurf, es sei allzu
milde und nachsichtig, solchen zu verzeihen, die gegen ihn
selbst sich schwer vergangen hätten. Darauf erwiderte er, wenn
er vor des ewigen Gottes Richterstuhl gerufen werde, wolle er
keines der seinem Schutze anvertrauten Schafe verloren haben,
und wenn Gott sie zurückverlange, sie ihm alle unversehrt
wiedergeben können.
Seine Gerechtigkeit, so pflegt er zu sagen, mache ihn bei den
Guten, seine Milde bei den Bösen beliebt.
Oft sagt er auch, die über ihn als einen allzumilden und nach-
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dem Lauf der Sonne, so richte und bilde sich das ganze Leben
des Volkes nach dem Leben seiner Fürsten.
Zwischen Königin Johanna und Alfonso waren Zwistigkeiten 1423
ausgebrochen. Da kamen zu Alfonso mehrere Leute, Komman-
danten von Burgen und Präfekten einzelner Provinzen, und
versprachen, ihm auch gegen den Willen der Königin die Herr-
schaft fast über das ganze Reich Neapel zu verschaffen. Doch
der König antwortete, er danke ihnen, aber höher schätze er
Ruhm und Ehre als ein Reich und wäre es auch noch so groß.
Seine Absicht sei von jeher gewesen, dieses Reich nicht auf hin-
terlistigen und unbilligen Wegen sich zu gewinnen, sondern
es zu besitzen nach Gesetz und Recht, wenn es Gott und seiner
Mutter Johanna so gefalle. Wenn jetzt die Königin ihren Willen
zu seinen Ungunsten zu ändern scheine, so sei das eben weib-
liche Schwäche und Unbeständigkeit. Man solle nicht vergessen,
daß sie gegen ihre Natur Mann und König sein müsse.
Wie wir wissen, richtete der König an alle Präfekten der Pro-
vinzen und an alle Richter die Mahnung, sie sollten keinen Er-
laß und kein Reskript aus seiner Kanzlei beachten, wenn es
nicht gedeckt sei durch das herkömmliche Recht oder durch
offensichtliche Billigkeit. Denn mitunter komme es vor, daß
infolge der Zudringlichkeit der Bittsteller und aus Unkenntnis
gesetzwidrige Bestimmungen erlassen würden. Richte man
sich nach diesen, so schädige man die Interessen anderer Bür-
ger, ohne zu bedenken, daß man auf diese Weise auch sich
selbst schädige und gegen sich selbst ungerecht und hart verfahre.
Man machte dem König einmal den Vorwurf, es sei allzu
milde und nachsichtig, solchen zu verzeihen, die gegen ihn
selbst sich schwer vergangen hätten. Darauf erwiderte er, wenn
er vor des ewigen Gottes Richterstuhl gerufen werde, wolle er
keines der seinem Schutze anvertrauten Schafe verloren haben,
und wenn Gott sie zurückverlange, sie ihm alle unversehrt
wiedergeben können.
Seine Gerechtigkeit, so pflegt er zu sagen, mache ihn bei den
Guten, seine Milde bei den Bösen beliebt.
Oft sagt er auch, die über ihn als einen allzumilden und nach-
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