sehen, daß er dieselben als eine Art Erbschaft von gewissen
früheren Päpsten erhalten hat.
Das Haus Anjou, von dem das von Lothringen abstammt,
1261—1264 wurde ins Reich Neapel geführt von Urban IV., der die Schwa-
ben daraus vertreiben wollte, unter deren Gewalttätigkeiten die
römischen Päpste schwerer und öfter gelitten als je unter denen
anderer Nationen. Als dann Johanna I. von Anjou Königin von
Urban vi. Neapel war und der Neapolitaner Urban VI. den päpstlichen
Thron bestieg, begann dieser letztere der Königin Schwierig-
keiten zu machen; eine günstige Handhabe dazu bot Johanna
Clemens vn. selbst, insofern sie den Gegenpapst Clemens unterstützte, und
1678—1394 Le5en befleckt war durch Ehebruch und Mord. Und da Jo-
hanna keine Kinder hatte, übertrug der Papst das Reich dem
Herzog Karl III. von Durazzo, der ebenfalls Angehöriger des
Hauses Anjou war und vom König Karl II. von Neapel ab-
stammte. Der Papst hoffte, dieser werde aus Dankbarkeit für
die erhaltene Wohltat seine Verwandten im Reiche zu Reich-
tümern und Würden bringen, ein Wunsch, der freilich nicht er-
füllt wurde und so später zu schweren Mißhelligkeiten zwischen
beiden Anlaß gab. Johanna indes, die sich ihres Reiches beraubt
sah, nicht dienen wollte und nicht herrschen konnte, floh nach
Frankreich und erflehte dort Hilfe; und um sich mächtige und
willfährige Freunde zu gewinnen, nahm sie den Herzog Ludwig
von Anjou, den Sohn des Königs Johann von Frankreich, an
Kindes Statt an und bestimmte ihn zu ihrem Nachfolger in der
Regierung. Fünfzig Jahre lang tobte nun zwischen der franzö-
sischen Linie der Anjou und der von Durazzo der Kampf um
das Reich und dauerte noch fort, als Königin Johanna II. re-
gierte. Diese glich, was Namen, Sitten und Nachkommenschaft
betraf, ganz der ersten Johanna und griff aus Furcht vor dem
Papst Martin und dem Herzog Ludwig III. von Anjou zu den-
selben Verteidigungsmitteln wie diese: sie adoptierte den Al-
fonso, König von Aragon und Sizilien. Doch geriet sie bald mit
ihm in Zwistigkeiten, widerrief die Adoption und nahm den
ebengenannten Ludwig an Kindes Statt an. Als dann Johanna
und Ludwig starben, hinterließen sie das Reich dem Bruder des
Ludwig, Rene, der damals Herzog von Bar und Lothringen war.
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früheren Päpsten erhalten hat.
Das Haus Anjou, von dem das von Lothringen abstammt,
1261—1264 wurde ins Reich Neapel geführt von Urban IV., der die Schwa-
ben daraus vertreiben wollte, unter deren Gewalttätigkeiten die
römischen Päpste schwerer und öfter gelitten als je unter denen
anderer Nationen. Als dann Johanna I. von Anjou Königin von
Urban vi. Neapel war und der Neapolitaner Urban VI. den päpstlichen
Thron bestieg, begann dieser letztere der Königin Schwierig-
keiten zu machen; eine günstige Handhabe dazu bot Johanna
Clemens vn. selbst, insofern sie den Gegenpapst Clemens unterstützte, und
1678—1394 Le5en befleckt war durch Ehebruch und Mord. Und da Jo-
hanna keine Kinder hatte, übertrug der Papst das Reich dem
Herzog Karl III. von Durazzo, der ebenfalls Angehöriger des
Hauses Anjou war und vom König Karl II. von Neapel ab-
stammte. Der Papst hoffte, dieser werde aus Dankbarkeit für
die erhaltene Wohltat seine Verwandten im Reiche zu Reich-
tümern und Würden bringen, ein Wunsch, der freilich nicht er-
füllt wurde und so später zu schweren Mißhelligkeiten zwischen
beiden Anlaß gab. Johanna indes, die sich ihres Reiches beraubt
sah, nicht dienen wollte und nicht herrschen konnte, floh nach
Frankreich und erflehte dort Hilfe; und um sich mächtige und
willfährige Freunde zu gewinnen, nahm sie den Herzog Ludwig
von Anjou, den Sohn des Königs Johann von Frankreich, an
Kindes Statt an und bestimmte ihn zu ihrem Nachfolger in der
Regierung. Fünfzig Jahre lang tobte nun zwischen der franzö-
sischen Linie der Anjou und der von Durazzo der Kampf um
das Reich und dauerte noch fort, als Königin Johanna II. re-
gierte. Diese glich, was Namen, Sitten und Nachkommenschaft
betraf, ganz der ersten Johanna und griff aus Furcht vor dem
Papst Martin und dem Herzog Ludwig III. von Anjou zu den-
selben Verteidigungsmitteln wie diese: sie adoptierte den Al-
fonso, König von Aragon und Sizilien. Doch geriet sie bald mit
ihm in Zwistigkeiten, widerrief die Adoption und nahm den
ebengenannten Ludwig an Kindes Statt an. Als dann Johanna
und Ludwig starben, hinterließen sie das Reich dem Bruder des
Ludwig, Rene, der damals Herzog von Bar und Lothringen war.
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