kein Übergewicht an Kräften hatte und überdies hinsicht-
lich des zu gewinnenden Preises in großem Nachteile stand.
Denn siegte der Papst, so gewann er ein Königreich; siegte aber
er, so gewann er nichts als die bloße Ehre eines wenig christ-
lichen Sieges; denn gesetzt den Fall, er würde den Kirchenstaat
erobern, so mußte er ihn ja doch wieder zurückgeben aus Grün-
den der Gottesfurcht oder gezwungen von den Mächten, die nie
geduldet hätten, daß er ihn im Besitze behielt. Auch glaubte
der Herzog durch eine Politik des Verschleppens sicherer zum
Siege zu kommen, da er ja Hilfe von Mailand erwarten durfte
und wohl wußte, daß der Charakter des Papstes den Krieg nicht
lange ertragen konnte. Er vereinte sich also mit den Trup-
pen des Orsini und lagerte auf einer Anhöhe wenige Meilen
von Rom, wo man ihn der natürlichen Stärke seiner Stellung
wegen nicht zum Kampfe zwingen konnte. Ihm gegenüber la-
gerte nun Roberto in der Hoffnung, zufällig bei günstiger
Gelegenheit oder durch geschickte Manöver eine Schlacht er-
zwingen zu können. Aus diesem Grunde tat er den Untertanen
und Besitzungen des Virginio Orsini auf alle mögliche Weise
Schaden an, und es kam dabei zwischen Angreifer und Vertei-
diger manchmal zu Zusammenstößen, aber es waren immer
nur unrühmliche und kleine Gefechte. Und obschon der Papst
ungeduldig ob der Verzögerung mit tausend Klagen den Ro-
berto bestürmte, den Herzog endlich zu vertreiben, wagte es
dieser doch nicht, seine künstlich und natürlich geschützte Stel-
lung aufzugeben und dem sicheren Verderben entgegenzugehen,
ein Benehmen, das der kriegsunkundige Innocenz später nach
einer ganz falschen Seite hin auslegte.
Inzwischen beklagten sich der Herzog von Calabrien und der
König unaufhörlich brieflich und durch Boten bei Lodovico
Sforza über die Verzögerung der Hilfeleistung, die er ihnen kraft
ihres Bündnisses schuldete, und machten ihn für all den Scha-
den und die Nachteile verantwortlich, die ihnen daraus er-
wuchsen. Und da dieser das Ausbleiben der Hilfstruppen mit
der Gefährlichkeit des Weges entschuldigte, erbot sich der Her-
zog, diesen mit seinem ganzen Heere auf halbem Wege ent-
gegenzukommen. Nun hatte Lodovico keine Ausrede mehr und
202
lich des zu gewinnenden Preises in großem Nachteile stand.
Denn siegte der Papst, so gewann er ein Königreich; siegte aber
er, so gewann er nichts als die bloße Ehre eines wenig christ-
lichen Sieges; denn gesetzt den Fall, er würde den Kirchenstaat
erobern, so mußte er ihn ja doch wieder zurückgeben aus Grün-
den der Gottesfurcht oder gezwungen von den Mächten, die nie
geduldet hätten, daß er ihn im Besitze behielt. Auch glaubte
der Herzog durch eine Politik des Verschleppens sicherer zum
Siege zu kommen, da er ja Hilfe von Mailand erwarten durfte
und wohl wußte, daß der Charakter des Papstes den Krieg nicht
lange ertragen konnte. Er vereinte sich also mit den Trup-
pen des Orsini und lagerte auf einer Anhöhe wenige Meilen
von Rom, wo man ihn der natürlichen Stärke seiner Stellung
wegen nicht zum Kampfe zwingen konnte. Ihm gegenüber la-
gerte nun Roberto in der Hoffnung, zufällig bei günstiger
Gelegenheit oder durch geschickte Manöver eine Schlacht er-
zwingen zu können. Aus diesem Grunde tat er den Untertanen
und Besitzungen des Virginio Orsini auf alle mögliche Weise
Schaden an, und es kam dabei zwischen Angreifer und Vertei-
diger manchmal zu Zusammenstößen, aber es waren immer
nur unrühmliche und kleine Gefechte. Und obschon der Papst
ungeduldig ob der Verzögerung mit tausend Klagen den Ro-
berto bestürmte, den Herzog endlich zu vertreiben, wagte es
dieser doch nicht, seine künstlich und natürlich geschützte Stel-
lung aufzugeben und dem sicheren Verderben entgegenzugehen,
ein Benehmen, das der kriegsunkundige Innocenz später nach
einer ganz falschen Seite hin auslegte.
Inzwischen beklagten sich der Herzog von Calabrien und der
König unaufhörlich brieflich und durch Boten bei Lodovico
Sforza über die Verzögerung der Hilfeleistung, die er ihnen kraft
ihres Bündnisses schuldete, und machten ihn für all den Scha-
den und die Nachteile verantwortlich, die ihnen daraus er-
wuchsen. Und da dieser das Ausbleiben der Hilfstruppen mit
der Gefährlichkeit des Weges entschuldigte, erbot sich der Her-
zog, diesen mit seinem ganzen Heere auf halbem Wege ent-
gegenzukommen. Nun hatte Lodovico keine Ausrede mehr und
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