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Krankheit so weit, daß er selbst die Waffenübungen, Jagden
und Spiele, die er alle früher gleichermaßen leidenschaftlich
liebte, verschmähte; die ganze Stadt schien auf einmal mit ihm
alt geworden. Oft hörte man ihn jammern, daß er, ganz abge-
sehen von Krankheit und mangelndem Appetit, weder Speise
noch Trank zu sich nehmen könne vor lauter Zahn- und Mund-
schmerzen. Und schließlich war er so unwirsch und launisch
geworden, daß er ungeduldig wie ein kleines Kind zu klagen
pflegte, kein einziger mehr verstehe es, ihm ein Essen zu be-
reiten, die Kleider zurecht zu machen oder das Bett zu richten.
Und doch waren es dieselben Diener, mit denen er noch vor
kurzem zufrieden war und die er alle wegen ihrer Gewandtheit
und wegen ihres großen Eifers im Dienste aufs höchste lobte.
Kommen wir zum Schlüsse. Nicht einmal die Aussicht auf
seinen nahen Tod ließen seine Nöte und Mühsale zur Ruhe
kommen. Waren nicht gerade jetzt, wo alle Freuden und Kräfte
und jede Lebenslust ihn verlassen, die Sorgen und Ängste noch
stärker geworden, so stark, daß sie auch ein ungetrübtes Glück
hätten stören müssen ? Die unerwarteten politischen Ereignisse
allein, die ihn während seiner letzten Tage beunruhigten, hätten
ihn unglücklich und tieftraurig machen müssen, selbst wenn
sie ihn in vollstem Glücke überrascht hätten. Niemand hätte
sich in den Sinn kommen lassen, daß der Papst, der die Hoff-
nung aufgegeben, allein Ferrantes Herrschaft zu stürzen, sich
mit dem Mailänder Herzog Lodovico Sforza verschwören werde,
den Franzosenkönig gegen Ferrante ins Land zu rufen. Als dieser
davon gehört, schickte er Freundschaft heuchelnd Gesandte zu
den verschiedenen Verschworenen, ebenso wie zu den Königen
von Frankreich und Spanien. Die sollten zu erfahren suchen,
was an der Sache sei. War wirklich ein Komplott im Gange, so
sollten sie es auf irgendeine Weise zu hintertreiben suchen;
gelang ihnen dies nicht, so hatten sie die Aufgabe, Ferrantes
Freunde um Hilfe zu bitten. Von den Gesandten in Rom und
Mailand lief die Antwort ein, der Papst und der Herzog ver-
sicherten den König ihrer Freundschaft, aber offenbar nur in
der heimtückischesten, zweideutigsten Absicht. Der französische
König ließ die Gesandten gar nicht zur Audienz vor, wies die
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18 König Alfonso
 
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