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Passavant, Johann David
Die christliche Kunst in Spanien — Leipzig, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.2157#0134
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Das ausgezeichnetste Eyckische Gemälde in Spanien be-
wahrt das National-Museum in S. Trinidad zu Madrid. Es
stellt den Born der lebendigen Wasser dar, ist von
überhöhtem Format, etwa 5' 6" hoch, mit einem schmalen
darauf gesetzten Bogen von 18" Höhe und stammt aus dem
ehemals so prachtvollen Kloster del Parral bei Segovia. Die
überaus reiche, schön geordnete Composition zeigt im obern
Theil den unter einem gothischen Tabernakel thronenden,
segnenden Christus; er trägt einen Purpurmantel nebst prie-
sterlicher Krone und hält einen Scepter in der Linken. Vor
ihm liegt ein Lamm. Links sitzt auf einer hochlehnigen, mit
Goldbrokat bedeckten Bank, welche den Baum abschliesst,
die h. Jungfrau in einem Buche lesend; rechts in grünem
Gewand der sehr jung gehaltene Johannes der Evangelist, in ein
Buch schreibend. An dem Thurm des Tabernakels belinden
sich 17 Statuetten, gleich Propheten und Aposteln, und an
dem Throne Christi die vier Symbole der Evangelisten. Aus
diesem entströmt eine Quelle in der Hostien schwimmen und
die weiter durch einen Wiesengrund fliesst.. Zu beiden Sei-
ten erheben sich gothische Hallen, in denen, so wie auch auf
der Wiese, in allem vier Gruppen von weiss gekleideten
Jünglingen, gleich Engeln ohne Flügel, musiciren oder sii
gen. Einer derselben, rechts, zeigt nach einem Pergamen
streifen, worauf die abgekürzte Inschrift: Crtn. &. fon$ Otto-
tum puteus aqnarum »tuentiunt. **) (Canticum 4. Brunnen
der Gärten, Born lebendiger Wasser). In der untern Abthei-
lung, wie an der lichtgrauen Wand einer Terrasse, fliesst
das Wasser mit den Hostien aus einem goldenen Tabernakel
in ein Brunnenbecken, vor dem links die gläubigen Christen

nennungen in Spanien. Indessen geht daraus hervor, dass damals im Es-
corial viele alte Bilder ausgestellt waren, die jetzt weder dort noch im
königl. Museum zu Madrid sich vorfinden oder in den Magazinen verbor-
gen sind.

**) Es ist dieses eine Stelle aus dem Canticum canticorum Caput 4.
versus 15.
 
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