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Pataky, Sophie
Lexikon deutscher Frauen der Feder: eine Zusammenstellung der seit dem Jahr 1840 erschienenen Werke weiblicher Autoren nebst Biographien der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme (Band 1): A - L — Berlin: Pataky, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.60982#0406
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Ichenhaeuser.

Durch diese gelangte sie zur Erkenntnis, dass die Frauenfrage einen
der brennendsten und in Deutschland zu jener Zeit noch wenig be-
achteten Teil der sozialen Frage bilde. Sie beschloss daher ihre
ganze Kraft für die Lösung derselben einzusetzen. Mit grosser
Energie und wahrem Feuereifer ging sie an die Ausführung dieser
Absicht und nach kurzer Zeit schon, in den Jahren 1892, 1893, er-
regten ihre ersten Arbeiten, die in den ersten deutschen Zeitungen
und Zeitschriften erschienen, die Aufmerksamkeit der interessierten
Kreise. Je mehr sie sich in ihre Arbeit vertiefte, um so mehr ge-
langte sie zur Erkenntnis, dass Deutschland in der Frauenfrage
ausserordentlich zurück sei, und dass man die grossen Erfolge, die
die Frauenbewegung im Auslande zu verzeichnen habe, in Deutschland
noch gar nicht kenne. Sie entschloss sich daher, hier Aufklärung
zu schaffen und veröffentlichte im Jahre 1894 eine Broschüre „Der
gegenwärtige Stand der Frauenfrage in sämtlichen Kulturstaaten“,
die eine glänzende Aufnahme fand. Die Presse konstatierte mit
Vergnügen, dass das Buch eine grosse Lücke ausfülle, dass man
erst durch dasselbe in Deutschland erfahren habe, was die Frauen
in anderen Ländern bereits erreicht haben und was sie bei uns er-
streben. Inzwischen setzte die Verfasserin dieses Buches fort, Auf-
klärung über die Frauenfrage in die breitesten Massen hineinzutragen,
indem sie eine lange Reihe von Abhandlungen in verschiedensten
politischen, sozialpolitischen und Frauenblättern erscheinen liess,
von denen sie einen Teil vereinigt in Buchform unter dem Titel
„Zur Frauenfrage“ im Herbst 1896 herausgab. Auch diese Arbeit
wurde überaus günstig aufgenommen, der „Hamburgische Cor-
respondent“ schrieb darüber: „Wo immer diese brennende Frage
behandelt wird, sollte diese Perle deutscher Männer- und Frauen-
schriften zu Grunde gelegt werden.“ Inzwischen hatte Eliza Ichen-
haeuser sich noch in anderer Weise um die Frauenwelt verdient
gemacht; sie hatte zum Zustandekommen des Berliner Internationalen
Kongresses für Frauenwerke und Frauenbestrebungen, dessen Schrift-
führerin sie war, durch persönliche Arbeit, durch Reisen nach London,
Paris und Petersburg, durch eine ausgebreitete Korrespondenz mit
dem Auslande und durch ihre Verbindungen ausserordentlich viel
beigetragen. Nach Ablauf des Kongresses, der im September 1896
stattfand, schritt sie sofort an eine neue Arbeit, die sie im Januar
1897 veröffentlichte. „Die Ausnahmestellung Deutschlands in Sachen
des Frauenstudiums“. Auf Grund selbst veranstalteter Enqueten
und eingehender Studien der Auslandsverhältnisse weist die Ver-
fasserin in dieser Broschüre mit statistischem Material nach, wie
lächerlich die Einwände der Gegner des Frauenstudiums angesichts
der ungeheuren Erfolge, die das Frauenstudium im Auslande zu
verzeichnen hat, sind, und zeigt ferner, dass Deutschland in dieser
Frage thatsächlich eine Ausnahmestellung einnimmt. Aber nicht
allein für die Zukunft der Frau kämpft Eliza Ichenhaeuser, sondern
auch die Gegenwart will sie den Frauen nutzbar machen und so
veröffentlichte sie ein Buch „Erwerbsmöglichkeit für Frauen“, indem
sie sämtliche Berufe, die den Frauen gegenwärtig offen stehen,
Revue passieren lässt, auf alle diejenigen, die in nächster Zeit den
 
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