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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig, 1.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.2776#0009
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Über den Wert der pathologischen Methode in der Psychologie usw. 5

bûcher der Psychiatrie unter dem Titel »Die Erscheinungen des
Irreseins« abgehandelt zu werden pflegt.

Da ein wirkliches Verständnis der psychischen Krankheiten und
ebenso die Psychotherapie nur möglich ist durch Einsicht in den
psychischen Mechanismus der Störungen, also fundiert sein muß
auf einer Pathopsychologie, so muß die Zeitschrift mit ihren Be-
strebungen beiden dienen — den Psychologen und den Pathologen,
den Psychiatern.

Mit diesen wenigen Sätzen ist gesagt, was die Zeitschrift will.
Aber, so fragen wir, wie steht es mit ihrem Recht auf Dasein?
Über dieses Recht ist ja noch nichts ausgemacht mit der subjektiven
Überzeugung eines Einzelnen oder Vieler, daß das, was hier ange-
strebt wird, die Pflege der pathologischen Methode in der Psycho-
logie und die Fundierung der Wissenschaft von den psychischen
Krankheiten auf einer Pathopsychologie, notwendig angestrebt werden
müsse. Sowohl die Überzeugung von der Brauchbarkeit einer Me-
thode wie der allgemeine Beifall ihrer Anwendung können trügerisch
sein. Das lehrt die Geschichte aller Wissenschaften, nicht nur der
Metaphysik, auch der empirischen Einzelwissenschaften.

Nun ist es zwar gewiß, daß die beste Empfehlung einer Methode
ihr tatsächlicher Erfolg ist. Und so mögen denn diejenigen, an die
sich diese Zeitschrift wendet, schließlich aus ihr selbst entnehmen,
was sie zu leisten vermag. Gleichwohl, soll der Erfolg eines Unter-
nehmens auch nur einigermaßen gesichert sein, so gibt es dafür
keinen anderen Weg, als daß man vorher die Grenzen desjenigen
absteckt, was überhaupt erreichbar ist, und daß man das Werkzeug
prüft, mit dem das gesteckte Ziel erreicht werden soll. Das Recht
auf Dasein, wenn es ein solches für diese Zeitschrift gibt, kann nur
gründen in den Sachen selbst. Es muß möglich sein, an der patho-
logischen Methode die Vorzüge aufzuweisen, die sie vor anderen
psychologischen Methoden voraus hat. Und es muß in der Natur
der Gegenstände, welche die Psychiatrie bearbeitet, und ihrer Auf-
gabe begründet sein, wenn die Forderung einer Fundierung der
Wissenschaft von den psychischen Krankheiten auf einer Patho-
psychologie zu Recht bestehen soll.

Derartige Betrachtungen dürften umsomehr am Platze sein, als
das, was die Zeitschrift will, auf Bedenken, wenn nicht gar auf
 
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