Über Echtheit und Unechtheit von Gefühlen1.
Von
Willy Haas.
Der Sprachgebrauch pflegt in doppeltem Sinne zwischen echt und
unecht zu unterscheiden:
1. Der typische Begriff der Echtheit:
z. B. ein echter Renaissancebau. Man meint, daß der ideale Typ,
den die Renaissance geschaffen hat, vollkommen verkörpert sei in
dem Bau, und läßt es als gleichgültig beiseite, ob er auch historisch
aus der Zeit stammt, die das Neue, was im Begriff der Renaissance
zusammengefaßt wird, gebildet hat. Und zwar ist in diesem Sinn
die historische Festlegung deshalb irrelevant, weil dem idealen Be-
griffssystem gegenüber, das den Gehalt der Renaissance konstituiert,
selbst die historische Renaissancezeit keine adäquate Realisation zu
sein braucht, so daß ein modernes Werk sehr wohl den Anforderungen
der Renaissance so gut oder theoretisch auch besser entsprechen
kann als ein Produkt, das in der historischen Renaissancezeit seinen
Ursprung hat. Es gilt hier die außerzeitliche Relation zu einer Idee.
2. Der spezifische Begriff der Echtheit:
Man betrachtet den Bau nur als echt, wenn er aus der Renaissance-
zeit stammt.
1 Das im Vorliegenden behandelte Problem gehört zu denen, die ihrer Eigen-
art nach von der wissenschaftlichen Psychologie bisher vernachlässigt wurden.
Es mußten zu seiner Darstellung neue Anschauungen und Begriffe eingeführt
werden wie die »Tiefenschichtung, der kritische Punkt im Ich, die Form des Ichc.
So liegt trotz des scheinbar Induktiven der Skizze der Nachdruck auf diesen all-
gemeinen Bestimmungen ; denn ihre prinzipielle Bedeutung geht über den Rahmen
des Problems der Echtheit weit hinaus und verlangte eigentlich eine besondere
Begründung und "Würdigung. Aber zunächst handelte es sich darum, sie an einem
einzelnen Gegenstand lebendig hervortreten zu lassen.
Von
Willy Haas.
Der Sprachgebrauch pflegt in doppeltem Sinne zwischen echt und
unecht zu unterscheiden:
1. Der typische Begriff der Echtheit:
z. B. ein echter Renaissancebau. Man meint, daß der ideale Typ,
den die Renaissance geschaffen hat, vollkommen verkörpert sei in
dem Bau, und läßt es als gleichgültig beiseite, ob er auch historisch
aus der Zeit stammt, die das Neue, was im Begriff der Renaissance
zusammengefaßt wird, gebildet hat. Und zwar ist in diesem Sinn
die historische Festlegung deshalb irrelevant, weil dem idealen Be-
griffssystem gegenüber, das den Gehalt der Renaissance konstituiert,
selbst die historische Renaissancezeit keine adäquate Realisation zu
sein braucht, so daß ein modernes Werk sehr wohl den Anforderungen
der Renaissance so gut oder theoretisch auch besser entsprechen
kann als ein Produkt, das in der historischen Renaissancezeit seinen
Ursprung hat. Es gilt hier die außerzeitliche Relation zu einer Idee.
2. Der spezifische Begriff der Echtheit:
Man betrachtet den Bau nur als echt, wenn er aus der Renaissance-
zeit stammt.
1 Das im Vorliegenden behandelte Problem gehört zu denen, die ihrer Eigen-
art nach von der wissenschaftlichen Psychologie bisher vernachlässigt wurden.
Es mußten zu seiner Darstellung neue Anschauungen und Begriffe eingeführt
werden wie die »Tiefenschichtung, der kritische Punkt im Ich, die Form des Ichc.
So liegt trotz des scheinbar Induktiven der Skizze der Nachdruck auf diesen all-
gemeinen Bestimmungen ; denn ihre prinzipielle Bedeutung geht über den Rahmen
des Problems der Echtheit weit hinaus und verlangte eigentlich eine besondere
Begründung und "Würdigung. Aber zunächst handelte es sich darum, sie an einem
einzelnen Gegenstand lebendig hervortreten zu lassen.