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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 2.1913 - 1914

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Drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2778#0437
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Aussageversuche als Beitr. z. Psychologie man. u. depress. Zustände. 433

sie wisse nicht, was da sonst noch fehlt, und bringt nur noch
die Angabe, daß da noch ein Bub sitze. Dabei weist ihre Aus-
sage nicht wenige Fehler auf. Ihre Fehlangaben verlieren allerdings
durch hinzugesetzte Zweifelsäußerungen beträchtlich von ihrer Schärfe.
Eigentümlich wirkt die Art, wie sie gelegentlich sich selbst ironisiert.
Sie meint bei einer besonders schwierigen Frage, >wenn ich Ihnen
das sagen muß, dann gute Nacht«.

Psychologische Verschiedenheiten der Aussage im manischen und
depressiven Zustand.

Versuchen wir nunmehr von der Betrachtung der individuellen
Aussage zur Feststellung charakteristischer Gruppeneigentümlich-
keiten aufzusteigen. Wenn wir die Aussagecharakteristik der ein-
zelnen Versuchspersonen durchgehen, so bemerken wir gewisse öfters
wiederkehrende Eigentümlichkeiten, die sich als Störungen des
Auffassens, der Aufmerksamkeit, des Keproduzierens und
Urteilens aus dem Gesamtbild der betreffenden Aussage heraus-
schälen lassen. Diese Störungen gilt es jetzt näher zu charakteri-
sieren und zu deuten. Dazu müssen wir versuchen, sie aus der
zugrundeliegenden zuständlichen Veränderung zu begreifen. Diese
Störungen stellen nur begriffliche Heraushebungen und Isolierungen
einzelner besonders bemerkbarer und relativ leicht erfaßbarer Kom-
ponenten einer besondersartigen Zuständlichkeit dar, die sich als
solche vollkommen erst in der Anschauung erfüllt, indem sie als
> Zustandsbild« in die Erscheinung tritt. Eine Deutung der genannten
psychischen Funktionsstörungen aus dem Zustandsbild heraus, kann
nun nichts weiter heißen, als ein Nachweis, daß ihre Zugehörigkeit
und Verknüpfbarkeit mit der betreffenden Zuständlichkeit verständ-
lich ableitbar ist. Keineswegs darf uns der Gedanke irre machen,
daß mit einem solchen Nachweis der Wert des Experiments in Frage
gestellt sei, das doch gerade den Zweck habe, neuartige Feststellungen
za machen.

Dem gegenüber ist zu betonen, daß es für die uns hier beschäf-
tigenden pathologischen Zustände, die als Steigerungen normaler
Gemütszustände durchaus einfühlbar sind, unsinnig wäre, vom Ex-
periment die Auffindung irgendwelcher ganz neuartiger, aus dem
bekannten Zustandsbild nicht ohne weiteres verständlicher Momente
 
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