Zur Phänomenologie n. Morphologie d. path, Wahraehmunggtäuschungen. 563
mißtrauischen Haltung zu seiner Umwelt steht, ist es nicht so,
Hörinhalte des Flüsterns da sind, die illusionär umgestaltet werden,
sondern bereits das pure Empfindungsmaterial, das die Inhalte auf-
baut, wird gemäß der in Bereitschaft stehenden Bedeutung so ge-
staltet, daß ihm die Hörinhalte des Schimpfens zugehen. Schallreize
dringen an sein Ohr wie in der natürlichen Wahrnehmung auch,
wenn es an der Tür klopft oder Menschen miteinander flüstern, und
wo ich dann den Hörinhalt Klopfen oder Flüstern habe; aber auf
dem Empfindungsmaterial, das jenen Beizen entspricht, bauen sich
bei dem Halluzinanten gar nicht wie in der natürlichen Wahrnehmung
die adäquaten Hörinhalte Klopfen oder Flüstern auf, sondern aus
dem Empfindungsmaterial werden bereits andere Inhalte gebildet als
in der natürlichen Wahrnehmung.
Wenn wir so sagen, daß bei der Halluzination im Unterschied zu
der Hlusion die Störung in der Struktur der Wahrnehmung bereits
in einer tieferen Schicht liegt, es bei ihr gar nicht zu einem Aufbau
adäquater Inhalte aus den Empfindungen kommt, so sind wir uns des
hypothetischen Charakters dieser Aufstellung wohl bewußt. Allein
ich meine, der Tatbestand der Halluzinationen führt zu dieser An-
nahme. In der natürlichen Wahrnehmung bauen sich die Inhalte
auf den Empfindungen auf, die Halluzination ist von der Illusion
dadurch unterschieden, daß sie nicht an Inhalte anknüpft, irgend-
welche Inhalte, wie wir sie bei der normalen und pathologischen
Illusion überall aufzeigen können, fehlen bei ihr. Also müssen
wir annehmen — falls man es nicht vorzieht, sich von vornherein
überhaupt auf einen ganz anderen Standpunkt zu stellen, etwa den-
jenigen von Lipps — daß die Störung in einer tieferen Schicht als
bei der Hlusion liegt.
Diese Annahme, zu der uns zunächst also nur der Tatbestand
der Halluzinationen führt, scheint mir nun aber weiter gestützt zu
werden durch Tatsachen aus einem anderen Gebiet, die man ja von
jeher in Parallele zu den Halluzinationen der Geisteskranken gestellt
hat, durch die halluzinatorischen Erlebnisse im Traum. Von den
Traumforschern ist schon oft hervorgehoben worden, daß die Traum-
halluzinationen an irgendwelche Sinnesreize anknüpfen können, die
auf den Schlafenden einwirken; ja einzelne Forscher gehen bezüglich
der Herkunft des Materials, auf dem sich die Traumerlebnisse auf-
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mißtrauischen Haltung zu seiner Umwelt steht, ist es nicht so,
Hörinhalte des Flüsterns da sind, die illusionär umgestaltet werden,
sondern bereits das pure Empfindungsmaterial, das die Inhalte auf-
baut, wird gemäß der in Bereitschaft stehenden Bedeutung so ge-
staltet, daß ihm die Hörinhalte des Schimpfens zugehen. Schallreize
dringen an sein Ohr wie in der natürlichen Wahrnehmung auch,
wenn es an der Tür klopft oder Menschen miteinander flüstern, und
wo ich dann den Hörinhalt Klopfen oder Flüstern habe; aber auf
dem Empfindungsmaterial, das jenen Beizen entspricht, bauen sich
bei dem Halluzinanten gar nicht wie in der natürlichen Wahrnehmung
die adäquaten Hörinhalte Klopfen oder Flüstern auf, sondern aus
dem Empfindungsmaterial werden bereits andere Inhalte gebildet als
in der natürlichen Wahrnehmung.
Wenn wir so sagen, daß bei der Halluzination im Unterschied zu
der Hlusion die Störung in der Struktur der Wahrnehmung bereits
in einer tieferen Schicht liegt, es bei ihr gar nicht zu einem Aufbau
adäquater Inhalte aus den Empfindungen kommt, so sind wir uns des
hypothetischen Charakters dieser Aufstellung wohl bewußt. Allein
ich meine, der Tatbestand der Halluzinationen führt zu dieser An-
nahme. In der natürlichen Wahrnehmung bauen sich die Inhalte
auf den Empfindungen auf, die Halluzination ist von der Illusion
dadurch unterschieden, daß sie nicht an Inhalte anknüpft, irgend-
welche Inhalte, wie wir sie bei der normalen und pathologischen
Illusion überall aufzeigen können, fehlen bei ihr. Also müssen
wir annehmen — falls man es nicht vorzieht, sich von vornherein
überhaupt auf einen ganz anderen Standpunkt zu stellen, etwa den-
jenigen von Lipps — daß die Störung in einer tieferen Schicht als
bei der Hlusion liegt.
Diese Annahme, zu der uns zunächst also nur der Tatbestand
der Halluzinationen führt, scheint mir nun aber weiter gestützt zu
werden durch Tatsachen aus einem anderen Gebiet, die man ja von
jeher in Parallele zu den Halluzinationen der Geisteskranken gestellt
hat, durch die halluzinatorischen Erlebnisse im Traum. Von den
Traumforschern ist schon oft hervorgehoben worden, daß die Traum-
halluzinationen an irgendwelche Sinnesreize anknüpfen können, die
auf den Schlafenden einwirken; ja einzelne Forscher gehen bezüglich
der Herkunft des Materials, auf dem sich die Traumerlebnisse auf-
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