Versuch zu einer Darstellung u. Kritik der FfiEUDschen Neurosenlehre. Hl
Gründen der Scham usw. den Zugang zum Bewußtsein verwehrte.
Jetzt erfahren wir, daß es auch eine derartige logische Instanz gibt,
welche auf dem Gebiet des Denkens herrscht und uns den Unsinn
oder vielmehr die ungetrübte Lust am Unsinn verwehrt. Damit ist
die Parallele zwischen harmlosem und tendenziösem Witz eine voll-
ständige geworden. Wie sich dieser gegen die Schranken wendet,
welche gegen feindselige oder obszöne Kegungen aufgerichtet sind,
so wendet sich der harmlose Witz gegen die logischen Schranken,
die gegen die infantile Freude am Unsinn aufgerichtet sind. Freud
schreibt ganz wörtlich: »Der Witz — mag der in ihm enthaltene
Gedanke auch tendenzlos sein — ist eigentlich nie tendenzlos; er
verfolgt die zweite Absicht, den Gedanken durch Vergrößerung zu
fordern und ihn gegen die Kritik zu sichern«. Wir brauchen kaum
noch auszusprechen, daß die Umgehung der logischen Kritik durch
den Witz eine »Ersparung an Hemmungsaufwand« darstellt; die
Techniken des Gedankenwitzes erscheinen so »als Wiederherstellungen
alter Freiheiten und als Entlastungen von dem Zwang der intellek-
tuellen Erziehung«. So wird in der Ersparung an psychischem Auf-
wand das letzte Prinzip gefunden, auf das alle Technik des Witzes
und alle aus diesen Techniken resultierende Lust zurückzuführen ist.
Der tendenziöse Witz erscheint nunmehr nur als das letzte Glied
einer aufsteigenden Entwicklung. Der Witz »beginnt als Spiel, um
Lust aus der freien Verwendung von Worten und Gedanken zu ziehen.
So wie das Erstarken der Vernunft ihm dies . . als sinnlos verwehrt,
wandelt er sich zum Scherz, um diese Lustquellen festhalten und
aus der Befreiung des Unsinns neue Lust gewinnen zu können. Als
eigentlicher, noch tendenzloser Witz leiht er dann Gedanken seine
Hilfe und stärkt sie gegen die Anfechtung des kritischen Urteils . . .,
und endlich tritt er großen, mit der Unterdrückung kämpfenden Ten-
denzen bei, um innere Hemmungen aufzuheben«. In letzterem Falle
fungiert die Witzeslust nur als »Vorlust«, um als »Verlockungsprämie«
die Entbindung der großen, aus Befreiung der gehemmten Tendenzen
entspringenden Lust zu ermöglichen, die ohne diese Witzeslust nicht
möglich gewesen wäre. »Die Vernunft — das kritische Urteil —
die Unterdrückung, dies sind die Mächte, die der Witz der Reihe
nach bekämpft ; die ursprünglichen Wortlustquellen hält er fest und
eröffnet sich von der Stufe des Scherzes an neue Lustquellen durch
Gründen der Scham usw. den Zugang zum Bewußtsein verwehrte.
Jetzt erfahren wir, daß es auch eine derartige logische Instanz gibt,
welche auf dem Gebiet des Denkens herrscht und uns den Unsinn
oder vielmehr die ungetrübte Lust am Unsinn verwehrt. Damit ist
die Parallele zwischen harmlosem und tendenziösem Witz eine voll-
ständige geworden. Wie sich dieser gegen die Schranken wendet,
welche gegen feindselige oder obszöne Kegungen aufgerichtet sind,
so wendet sich der harmlose Witz gegen die logischen Schranken,
die gegen die infantile Freude am Unsinn aufgerichtet sind. Freud
schreibt ganz wörtlich: »Der Witz — mag der in ihm enthaltene
Gedanke auch tendenzlos sein — ist eigentlich nie tendenzlos; er
verfolgt die zweite Absicht, den Gedanken durch Vergrößerung zu
fordern und ihn gegen die Kritik zu sichern«. Wir brauchen kaum
noch auszusprechen, daß die Umgehung der logischen Kritik durch
den Witz eine »Ersparung an Hemmungsaufwand« darstellt; die
Techniken des Gedankenwitzes erscheinen so »als Wiederherstellungen
alter Freiheiten und als Entlastungen von dem Zwang der intellek-
tuellen Erziehung«. So wird in der Ersparung an psychischem Auf-
wand das letzte Prinzip gefunden, auf das alle Technik des Witzes
und alle aus diesen Techniken resultierende Lust zurückzuführen ist.
Der tendenziöse Witz erscheint nunmehr nur als das letzte Glied
einer aufsteigenden Entwicklung. Der Witz »beginnt als Spiel, um
Lust aus der freien Verwendung von Worten und Gedanken zu ziehen.
So wie das Erstarken der Vernunft ihm dies . . als sinnlos verwehrt,
wandelt er sich zum Scherz, um diese Lustquellen festhalten und
aus der Befreiung des Unsinns neue Lust gewinnen zu können. Als
eigentlicher, noch tendenzloser Witz leiht er dann Gedanken seine
Hilfe und stärkt sie gegen die Anfechtung des kritischen Urteils . . .,
und endlich tritt er großen, mit der Unterdrückung kämpfenden Ten-
denzen bei, um innere Hemmungen aufzuheben«. In letzterem Falle
fungiert die Witzeslust nur als »Vorlust«, um als »Verlockungsprämie«
die Entbindung der großen, aus Befreiung der gehemmten Tendenzen
entspringenden Lust zu ermöglichen, die ohne diese Witzeslust nicht
möglich gewesen wäre. »Die Vernunft — das kritische Urteil —
die Unterdrückung, dies sind die Mächte, die der Witz der Reihe
nach bekämpft ; die ursprünglichen Wortlustquellen hält er fest und
eröffnet sich von der Stufe des Scherzes an neue Lustquellen durch