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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 2.1913 - 1914

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Zweites Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2778#0171
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Ein Beitrag z. Kasuistik u. psycbol. Analyse der redupliz. Faramnesie. 167

wurde, verliert dieser Fall trotzdem nicht an Interesse. Er zeigt
uns die Störung gleichsam im Entstehen; die Disposition für das
Auftreten der reduplizierenden Paramnesie ist gegeben; es brauchten
nur die äußeren Momente hinzuzukommen, damit die Störung mani-
fest werde.

Eine nähere Besprechung des Falles ist wohl fiberflüssig, da er
sich ganz analog dem vorigen verhält. Während aber dort die de-
lirierten Erlebnisse eine Zeitlang mit Bestimmtheit für wirklich ge-
halten wurden, macht sich hier von vornherein ein gewisses Schwanken
und Zweifeln geltend; die Delirien waren auch bei diesem Kranken
nicht dauernd, sondern wurden von Zeiten besserer Orientierung
unterbrochen,

Fall III1. Es handelte sich um eine KoKSAKOWsche Psychose,
in deren Verlauf der Kranke behauptete, dreimal in die Klinik ge-
kommen zu sein, in der Zwischenzeit sei er zu Hause gewesen.

Der Pat. war örtlich und zeitlich desorientiert; er glaubte meist
in N., einem kleinen Orte (seinem Sommeraufenthalte) zu sein. Es
wurde ihm Öfter gesagt, er sei in einer Klinik. Sagte man ihm nun
neuerdings, er sei in der Klinik, so antwortete er fast regelmäßig:
»Was, schon wieder in der Klinik, da bin ich ja schon zum dritten-
oder viertenmal«. Jedesmal also, wenn der Kranke hört, er sei in
der Klinik, taucht die dunkle Erinnerung auf, dies schon mehrmals
gehört zu haben. Infolgedessen und infolge seiner ständigen Des-
orientiertheit glaubt er, es auch öfter erlebt zu haben. Dazu mischen
sich Konfabulationen mit dunklen Erinnerungen wirklicher Erlebnisse.

Fall IV. In demselben Verhältnisse wie Fall II zu Fall I steht
der jetzt zu beschreibende zu dem vorausgehenden.

W. H., 57 Jahre alt, Schuhmacher, wurde am 25. X. 1912 in die
Klinik eingeliefert, hauptsächlich wegen Gedächtnisstörung und wegen
Androhung von Selbstmord und Bedrohung seiner Angehörigen. Die
Anamnese ergab, daß Pat. seit Beginn des Jahres ein schlechtes
Gedächtnis hatte, alles sofort vergaß, häufig klagte, es sei etwas im
Kopf nicht in Ordnung, leicht erregbar war, behauptete, man be-
stehle ihn. Kurz vor der Einbringung wurde er ohne sichtbaren
Grund erregt, stürzte mit einem Messer auf seine Frau los, schrie,

1 Dieser Fall wurde aus anderen Gründen bereits veröffentlicht. Mon. f.
Psych, u. New. XXXII. Heft 3. 1912.
 
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