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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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Zweites Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0223
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Neue Untersuchungen. 217

Zu den subjektiven Lichterscheinungen im weiteren Sinn geboren
auch die Nachbilder, denen die Physiologie Assimilations- nnd Dissi-
milationsTorgänge in der Zellsubstanz der Retina zugrunde legt. Ob
und in welchem Sinne der Alkohol diese Vorgänge beeinflußt, wissen
wir nicht. Es muß aber mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß
unter Alkoholwirkung die Intensität nnd Dauer der Nachbilder ver-
ändert wird. Obwohl die Intensität der hellsten positiven Nach-
bilder (fünfte Phase nach Hess) viel weniger schnell wächst als die
Intensität der primären Reize (erste Phase), sie also bei minimalen
Reizen relativ am größten ist, so ist doch ihre Helligkeit immer nur
ein Bruchteil des primären Reizes oder des Urbildes.

Also außer den anderen Eigenschaften, durch die sich objektives
Licht auf der einen, Eigenlicht der Netzhaut und Nachbilder auf der
anderen Seite unterscheiden, ist dem aufmerksamen Beobachter in
der Helligkeitsdifferenz eine Möglichkeit gegeben, den objektiven Licht-
reiz nnd sein Nachbild auseinander zu halten. Nun muß, wie ge-
sagt, mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß unter Alkoholwirkung
die Helligkeit des Nachbildes gesteigert, also die normale Hellig-
keitsdifferenz zwischen dem objektiven Lichtreiz und dem Nachbild
herabgemindert wird. Aber ganz unwahrscheinlich ist doch die An-
nahme, daß unter Alkoholwirkung diese Differenz sich derartig ver-
schieben könnte, daß die Helligkeit des Nachbildes größer wäre als
die des objektiven Lichtreizes.

Jedoch muß eine andere Fehlerquelle berücksichtigt werden, die
gerade für unsere Versuche in Frage kommt. Aus gleich zu er-
örternden Gründen wurde in unseren Versuchen dem instantanen
Schwellenreiz jedesmal als Signalreiz ein Lichtreiz vorausgeschickt,
der so lange exponiert wurde, bis er für den Beobachter deutlich
sichtbar war. Zwischen der Abbiendung des Signalreizes und der Dar-
bietung des Schwellenreizes lag eine Pause von l1/« Sekunden. Und
hier besteht nun die Möglichkeit, daß sich an Stelle des nicht be-
merkten objektiven Schwellenreizes das Nachbild des überschwelligen
Signalreizes schiebt, das dann von dem Beobachter als objektives
Licht angesprochen wird. Schon unter normalen Bedingungen ist
mit dieser Möglichkeit zu rechnen, vor allem aber "bei den Alkohol-
verauchen für den Fall, daß unter Alkoholwirkung die Intensität des
Nachbildes gesteigert werden sollte.
 
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