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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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Zweites Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0224
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218 Johannes Lange und Wilhelm Specht.

Um diesen störenden Einfluß des Nachbildes auf die Ermittelung
der Beizschwelle auszuschalten oder richtiger gesagt, nm zu ermitteln,
ob das von dem Beobachter konstatierte Lichtphänomen ein objektiver
Lichtreiz, also der dargebotene Schwellenreiz, oder ein Nachbild des
Signalreizes war, gibt es zwei Anhaltspunkte. Einen Anhaltspunkt
dafür bietet das zeitliche Moment der Urteilsabgabe. Ein Urteil, daB
vor der Exposition des Schwellenreizes abgegeben wird, muß sich
auf ein Nachbild beziehen. Aber auch Urteilszeiten, die liber die
normale Urteilszeit — die Beobachter waren angehalten, unmittelbar
nach Bemerken des Lichtreizes, der dem Signalreiz in einem Inter-
vall von iy4 Sekunden folgte, ihr Urteil abzugeben — deutlich ver-
längert waren, sprachen dafür, daß sich das Urteil nicht auf den
objektiven Beiz bezog.

Einen zweiten und noch sichereren Anhaltspunkt dafür, ob der ob-
jektive Lichtreiz mit einem Nachbild oder den anderen vorhin be-
sprochenen endogenen Lichtphänomenen verwechselt wurde, hat man
in dem Ausfall der Vexierversnche, bei denen der Versuchsleiter dem
Signalreiz keinen Lichtreiz folgen läßt. Werden solche Vexierver-
snche bei Einhaltung des unwissentlichen Verfahrens in die anderen
Versuche eingestreut, so läßt sich aus der Häufigkeit der positiven
falschen Urteile unter normalen Bedingungen und unter Alkohol-
wirkung entnehmen, ob und in welchem Umfang die Urteile durch
Lichtphänomene bestimmt wurden, die nicht durch den objektiven
Lichtreiz erzeugt waren.

Schon fur die früheren Versuche mußte die Tatsache in Betracht
gezogen werden, daß sich die Netzhaut an jede Veränderung der Hellig-
keit erst adaptieren muß, bevor sie ihre maximale Empfindlichkeit er-
reicht. Diese Adaptation beansprucht namentlich in der absoluten
Dunkelheit viel Zeit. Die älteren Befunde von Aübert * über die Dauer
der Adaptation sind durch die neueren Versuche von Piper2 ergänzt
und zum Teil modifiziert worden. Piper fand, daß während der ersten
10 Minuten des Verweilens im absolut dunklen Raum die Reizempfind-
lichkeit nur allmählich zunimmt, von da an bis zur 30. oder 40. Minute
sehr rasch, nm darüber hinaus wieder nur sehr langsam zu steigen. Nach

1 Aübert, Physiologie der Netzhaut, Breslau 1865.

* FEPEB, Über Dunkeladaptation, Zeitschrift f. Psychologie und Physiologie
der Sinnesorgane. TTTYT 1903.
 
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