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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0007
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Vom Traumbewußtsein.

Von

Ludwig Klages.

I. Charaktere der Traumstimmung und des Traumes.
II. Das Wachbewußtsein im Traume.
HL Das Traumbewußtsein im Wachen. (Empfindung und Schauung).

I. Charaktere der Traumstimmung und des Traumes.

Nicht von den Tranminhalten oder von ihnen doch nur neben-
her, sondern von einigen Charakteren des Träumens soll hier die
Rede sein, die von der älteren Forschung gekannt, wenn auch nicht
in ihrer ganzen Tragweite gewürdigt, von der neueren über einem
ausschließlich diagnostischen Interesse an den Traumphantasmen ver-
gessen wurden. Wir wünschen zu zeigen, daß die antike Auffassung,
die ursprünglich den Träumen als solchen, später wenigstens ge-
wissen Träumen noch eine andere als nur subjektive Bedeutung bei-
maß, der Wahrheit näher kam als die darin abweichende der Gegen-
wart, und wir möchten damit einen Beitrag liefern nicht so sehr
zum Verständnis der Traume als zur Theorie des Bewußtseins über-
haupt, dessen Wachheit nicht begriffen wird ohne Einsicht in das
Wesen seines Träumens.

Machen wir einmal die freilich über jeden Begriff unwahr-
scheinliche Annahme, jemand habe bis zu seinem dreißigsten Jahre
niemals geträumt, dergestalt daß ihm der Sinn des Wortes »träumen«
ebenso verschlossen blieb wie dem Blindgeborenen die Bedeutung
der Farbennamen, und es werde ihm nun plötzlich ein lebhafter und
ereignisvoller Nachttraum zuteil, dann möchte er nach dem Erwachen
bis auf weiteres wohl in Erwägung ziehen, entweder ob nicht wirk-
lich fremdartige Gestalten ihn soeben verließen oder aber ob er etwa

Zeitschrift f. Pathopsyekologie. HI. 1
 
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