516 Erich Stern
im Verkehr mit dea Patienten decken, nach der Richtung des Be-
rufes hin, während ich in den Standen der Rahe meinen Liebhabereien
nachhängen konnte. Diesen Vorteil konnte ich aach vom zahnärzt-
lichen Beruf erwarten, den ich ergriff, als die Patentgelder ausblieben
und nicht so einkamen, wie ich erwartet hatte und ich aufs neue
die elterliche Unterstützung erbitten mußte. Zur Vollendung dieses
Stadiums sollten mir die Gelder bewilligt werden, aber nicht zu dem
längeren medizinischen. Das Examen bestand ich in Bonn mit der
Note >gut«.
Nun folgte mein Einjährigenjahr bei den Leibgrenadieren in
Karlsruhe. Ich war im Offizierskorps trnd wurde sogleich mit den
anderen Unteroffizier. Aber bei der Prüfung überraschte mich, ge-
legentlich der Zeichnung eines Krokis auf freiem Felde, eine Nervo-
sität, die mich lange an den Platz bannte, ohne etwas zeichnen zu
können. Schließlich brachte ich es zustande, die Zeit war aber ver-
strichen und so bestand ich die Prüfung nicht, wurde aber aufge-
fordert, mir die Qualifikation durch eine besondere Übung za er-
werben. Ich erlangte dann eine Assistentenstelle in Köln. Mein
Chef war mit mir zufrieden und bat mich, als ich kurz zur Ab-
wechslung in Berlin eine Stellung genommen hatte, wieder nach
Köln zurückzukehren. Es war ihm aber meine Zurückhaltung im
persönlichen Verkehr aufgefallen. Später ließ ich mich in Köln
nieder. Als ich eingezogen wurde, war ich zunächst froh, daß ich
die Last der Praxis, die ich stets weitergeführt hatte, los war und
meldete mich deshalb nicht als Feldzahnarzt. Erst als mir meine
Situation als Unteroffizier lästig wurde, meldete ich mich anfangs
1917, was aber mit der Begründung, daß keine Zahnarztstellen frei
seien und auch geeigneter Ersatz vorgesehen sei, vom Kriegsministe-
riuin abgelehnt wurde.
Für die operative Betätigung in meiner Praxis hatte ich immer
das größte Interesse; man lobte mit Recht meine Gewissen-
haftigkeit und ich hatte immer viel zu tun. In der Technik — die
Gebisse verarbeitete ich selbst ohne Unterstützung eines Technikers —
ließ ich, infolge meiner mangelnden Gesundheit, die Patienten oft
recht lange warten. Es ist mir aber nicht erinnerlich, daß im ope-
rativen Teil meiner Praxis einmal durch Nervosität oder sonst in-
folge Krankheit irgend etwas verbockt worden wäre. Meine Ruhe
im Verkehr mit dea Patienten decken, nach der Richtung des Be-
rufes hin, während ich in den Standen der Rahe meinen Liebhabereien
nachhängen konnte. Diesen Vorteil konnte ich aach vom zahnärzt-
lichen Beruf erwarten, den ich ergriff, als die Patentgelder ausblieben
und nicht so einkamen, wie ich erwartet hatte und ich aufs neue
die elterliche Unterstützung erbitten mußte. Zur Vollendung dieses
Stadiums sollten mir die Gelder bewilligt werden, aber nicht zu dem
längeren medizinischen. Das Examen bestand ich in Bonn mit der
Note >gut«.
Nun folgte mein Einjährigenjahr bei den Leibgrenadieren in
Karlsruhe. Ich war im Offizierskorps trnd wurde sogleich mit den
anderen Unteroffizier. Aber bei der Prüfung überraschte mich, ge-
legentlich der Zeichnung eines Krokis auf freiem Felde, eine Nervo-
sität, die mich lange an den Platz bannte, ohne etwas zeichnen zu
können. Schließlich brachte ich es zustande, die Zeit war aber ver-
strichen und so bestand ich die Prüfung nicht, wurde aber aufge-
fordert, mir die Qualifikation durch eine besondere Übung za er-
werben. Ich erlangte dann eine Assistentenstelle in Köln. Mein
Chef war mit mir zufrieden und bat mich, als ich kurz zur Ab-
wechslung in Berlin eine Stellung genommen hatte, wieder nach
Köln zurückzukehren. Es war ihm aber meine Zurückhaltung im
persönlichen Verkehr aufgefallen. Später ließ ich mich in Köln
nieder. Als ich eingezogen wurde, war ich zunächst froh, daß ich
die Last der Praxis, die ich stets weitergeführt hatte, los war und
meldete mich deshalb nicht als Feldzahnarzt. Erst als mir meine
Situation als Unteroffizier lästig wurde, meldete ich mich anfangs
1917, was aber mit der Begründung, daß keine Zahnarztstellen frei
seien und auch geeigneter Ersatz vorgesehen sei, vom Kriegsministe-
riuin abgelehnt wurde.
Für die operative Betätigung in meiner Praxis hatte ich immer
das größte Interesse; man lobte mit Recht meine Gewissen-
haftigkeit und ich hatte immer viel zu tun. In der Technik — die
Gebisse verarbeitete ich selbst ohne Unterstützung eines Technikers —
ließ ich, infolge meiner mangelnden Gesundheit, die Patienten oft
recht lange warten. Es ist mir aber nicht erinnerlich, daß im ope-
rativen Teil meiner Praxis einmal durch Nervosität oder sonst in-
folge Krankheit irgend etwas verbockt worden wäre. Meine Ruhe