Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pauli, Gustav; Beham, Sebald [Ill.]
Hans Sebald Beham: Nachträge zu dem kritischen Verzeichnis seiner Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 134: Strassburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62104#0012
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6

berührt, die der Verfasser in der Einleitung zu seinem Katalog ver-
kannt hatte. Indem an jener Stelle nur die offenbaren Anlehnungen
an Altdorfer berücksichtigt wurden, mußte das Verhältnis Behams
zu dem Regensburger zu eng gefaßt werden. Und doch hatte
schon Seidlitz recht gehabt, wenn er in seinem Beham-Artikel
des allgemeinen Künstlerlexikons von einem starken Einfluß Alt-
dorfers sprach. Die ausführlichen Darlegungen von H. Voß1
haben seitdem das Urteil Seidlitzens bestätigt und erweitert. Es
ist richtig, daß im Beginn der künstlerischen Laufbahn Behams
die naturgemäß überwiegenden Einflüsse Dürers von denen des
Regensburger Meisters vielfach durchkreuzt wurden. Die Belege
hierfür finden sich in einer Gruppe von Stichen und Radierungen
der Jahre 1519 bis 1521. Abgesehen von den mehr erwähnten
Kopien 22, 23 und 66 müssen namentlich die Blätter 1, 2, 204
aus dem Jahre 151Q; 28, 65, 67 von 1520 und 69 von 1521
beachtet werden. Die Kompositionsweise, das Verhältnis der
Figuren zu ihrer landschaftlichen Umgebung, namentlich die Art,
wie durch einen vereinzelten Baumstamm die Höhendimension
energisch betont wird, erinnert hier an die Schule von Regens-
burg. Besonders beachtenswert ist der erste Zustand des sitzenden
Sebaldus Nr. 69 mit dem kahlen Baumstamm, der die Bildfläche be-
trächtlich erhöht. Bei der Radierung des Hieronymus Nr. 65 von
1520 fühlt sich Voß nicht mit Unrecht an W. Huber erinnert.
Auch die Technik der frühen Stiche in ihrer malerischen Er-
scheinung mit gedrängten überaus zarten Strichlagen deutet auf
Altdorfer. Indessen sind diese Einwirkungen der Meister des
Donaukreises bei Beham nur von vorübergehender Art gewesen.
In den sechs frühen Holzschnitten der Passionsfolge von 1521
und 1522 sehen wir sie sich verflüchtigen. Der erwähnte Stich
des sitzenden Sebald wird im zweiten Zustand durch eine be-
trächtliche Verkürzung der Platte in seiner Komposition völlig
verändert, dem Donaustil entfernt und der Dürerschen Tradition
wieder genähert2. Schon die zweite Fassung von Adam und Eva
in den Stichen von 1523 und 1524 zeigt die völlig veränderte
1 Aus der Umgebung Altdorfers und Wolf Hubers. Mitt. d. Ges.
f. verv. K. 1909, p. 02; vgl. auch dess. Verf. Ursprung des Donau-
stils, Leipzig 1907.
2 Auch die Platte der Eva (2) wurde nachträglich verkürzt.
 
Annotationen