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ihm verargen? Was er überreichlich eingebracht hat
an Werken von Meistern geringeren Ranges, läßt sich
zurückstellen, seine Erwerbungen der unschätzbaren Ab
täre der Meister Bertram und Francke konnten dagegen
nur ihm gelingen. Denn schwerlich hätte ein anderer
jene Vereinigung von Energie, diplomatischem Geschick
und persönlichen Beziehungen aufgebracht, die hierfür
erforderlich war. Schwerlich hätte sich auch später wieder
eine so günstige Fügung äußerer Umstände eingestellt,
die den Absichten des Museumsmannes zustatten kam.
Wer an der Hand älterer Aufzeichnungen den gegenwär?
tigen Bestand der Galerie prüft, wird neben manchen
Bereicherungen auch Abgänge feststellen. Der Leiter
einer Galerie soll bestrebt sein, ihren Durchschnittswert
zu heben, indem er sein Augenmerk auf das erreichbar
Beste richtet. Denn in der Kunst, und nur in der Kunst,
bedeutet schon eine Auslese alles. In den Werken ihrer
führenden Meister drücken sich Begabung und Absicht
der Zeiten und Völker erschöpfend aus. Was jeweils
nebenher an Geringerem entstanden ist und fortlaufend
entsteht, bereichert dies Ergebnis nicht. Es wirkt sogar
in einer öffentlichen Schaustellung, wenngleich es in
diesem oder jenem Betracht der Forschung dienen mag,
verwirrend. In dem Nebeneinander des Erlesenen und
Minderwertigen wird nicht etwa das Mindere gehoben,
sondern das Gute herabgezogen — wie in einem Beete
wucherndes Unkraut das Wachstum edler Pflanzen
hindert und deren Anblick stört. Aus der Not der Zeit
wurde also eine Tugend gemacht, wenn man sich wie
an anderen deutschen Museen so auch in Hamburg zu
Veräußerungen des Entbehrlichgewordenen entschloß,
um Wertvolleres dafür einzutauschen. Dieser Prozeß

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