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Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Cisterzienser-Abtei Maulbronn — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8040#0004
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bat den Abt Ulrich zu Neuburg bei Hagenau, einer Stiftung von Barbarossas Vater,
Friedrich dem Einaugigen, angelegentlich um Ueberlassung von Mönchen und erhiclt
mit Mühe deren zwöls und einige Laienbrüder unter Führung des Abtes Diether,
die er auf seiuem Gut Eckenweiler bei Mühlacker unterbrachte. Wann dies geschah,
ist nicht genau bekannt, jedenfalls bis 1143, da der in diesem Jahr verstorbene Papst
Jnnozenz II. den Mönchen Zehntfreiheit gab. Die späteren Cisterzienser nahmen den
24. März 1138 als den Tag des Einzugs an. Der Ort sagte ihnen aber nicht
zu, er erschien wohl zu offen, auch fehlte es an Wasser, daher Walther sich an den
neugewählten Bischof Günther von Speier, einen Grafen von Henneberg, wandte, selbst
einen Augenschein zu nehmen. Dieser überzeugte sich vom Grunde der Klagen und
verlegte daher die Ansiedlung an den Ort im Salzachthal, der nun deu Namen
Mulenbrunnen erhielt, zwischen 23. August 1146 (Todestag seines Vorgängers
Siegfried) und Frühjahr 1147, wo zum erstenmal eine Stiftung, die des Kirchen-
satzes zu Löchgau, für die Kirche zu Maulbroun vorkommt (vorausgesetzt, daß der
Stifter, Beringer von Löchgau, der sich eben zu dem Kreuzzug dieses Jahres rüstete,
demselben sich gleich bei seinem Beginne anschloß). Dieser Ort lag im Pfarrsprengel
von Knittlingen und war damals, wohl in Folge von kriegerischer Verwüstung, mit
dichtem Wald bedeckt, welcher Straßenräuberu — die alte Römer-, dann Kaiserstraße
von Canstatt nach Bruchsal führte nahe vorüber — zum Schlupfwiukel diente. Die
Speirer Kirche besaß dort 7 Huben, welche Günther von Wernhard von Thane und
einigen andern Lehensleuten zurücklöste. Walthers Schwester Jda schenkte ebendort
31/2, Bertha von Grüningen mit ihren Söhnen Walther, Conrad uud Ruger 2,
Wernher von Roßwag, ein treuer Helfer mit Rath und That, eine Hube. Dazu
erwarb Günther durch Tausch vom Kloster Hirschau uoch eine Hube und später (1157)
sein ganzes Besitzrecht (2^/2 Huben hatte dieses um 1100 von Walther von Horr-
heim geschenkt erhalten. 6oä. HirsLUA. 32 er.). Von diesen Ländereien war ein
Drittel der Pfarrei Knittlingen zehntpflichtig, ein anderes dem Wernher von Roß-
wag, eines zur Hälfte dem Conrad von Lomersheim, zur Hülfte der Bertha von

Grüningen und ihren Söhnen. Zwei Drittel trug Berchtold von Bretten, der Bruder
Altmanns, Pfarrers in Knittlingen, zu Lehen. Günther brachte es dahin, daß der
ganze Zehnte gegen eine jährliche Abgabe von 10 Schillingeu dem Kloster überlassen
wurde. Nun wurde auch sogleich der Bau des Klosters auf dem früher Hirschau'schen
Platze begonnen, dessen Vollendung aber Günther (s 16. August 1161) nicht mehr
erlebte; denn erst 14. Mai 1178 weihte Erzbischof Arnold von Trier die Kirche

ein. Daß jedoch das Kloster 1157 schon bewohnbar war, erhellt aus der in diesem
Jahr vom Pfalzgrafen Conrad dort ausgestellten Urkunde wegen Elfingens. So lange
aber der Bischof lebte, widmete er dem Kloster die eifrigste Fürsorge. Er erwarb
ihm den Besitz von Elfingen, gestattete allen Geistlichen und Laien seines Sprengels
darein zu treten und es zu beschenken, und verlieh ihm Zehntfreiheit, was Papst
Eugen III. in seiuer Schutzbulle für das Kloster 29. März 1148 bestätigte. Beim
Kaiser Friedrich I., dem Sohne des Gründers vou Neuburg, dem Neffen Otto's
von Freising, der selber Abt im Cisterzienserkloster Morimund gewesen war, wirkte
er ihm den Reichsschutz, Bestätigung seiner Zehntfreiheit und seines schon beträchtlichen

Güterbesitzes aus, 8. Januar 1156, Speier. Auch beschenkte er cs reichlich

(26. August 1152 gab er ihm einen Hof in Diefenbach, vor 8. Januar 1156
Weinberge zu Hagenbach in der Pfalz, 1158 eine Hube zu Honscheit im Bisthum
Straßbnrg, 1. Jannar 1159 sechs Bauhöfe bei St. Leon, Lußheim, Ketsch, Otter-
stadt, Marrenheim und Dudenhofen nebst 1200 Schafen, 1159 eine Hofstatt in
Speier, uni dieselbe Zeit ein Gut zu Frechstadt und eins zu Schröckh, auch iu nicht
bekanntem Jahr ein solches zu Germersheim) und sorgte durch kluge Verorduungen
und Einrichtungen für eineu sicheren Ertrag der Güter, iudem er nameutlich Schaf-
zucht und eisenbeschlagene Pflüge, sowie Weinbau, z. B. auf dem schou 1152 dem
Kloster gehörigeu Hof Füllmenbach, einführte.

Darum wurde Güuther auch als der Hauptstifter des Klosters geehrt und gleich
Walther von Lomersheim in der Kirche begraben (Fig. 1 und 2). Sein Beispiel
mnnterte auch andcre, so den oben genannten Beringer von Löchgau, den Grafen
Ludwig von Wirtemberg, zur Freigebigkeit gegen das Kloster auf, welches dadurch
bald zu bedeuteudem Wohlstaud kam.

Zeugniß von seinem Gedeihen gibt neben dem großartigen Kirchcnbau auch der
Umstand, daß schon 1151 und wieder 1157 das Kloster Brounbach und im letzteren
Jahr das Kloster Schönthal von Maulbronn aus bepflanzt werden konnte. Bronn-
bach blieb unter Maulbronn bis 1537, wo es dem Klostcr Ebrach provisorisch zuge-
theilt wurde (definitiv erst 1573). Schönthal kam schon 1282 unter Kaisersheim.
Durch Adoptiou erhielt Maulbronu 1452 das nuu iu ein Priorat verwandelte
Kloster Päris und behielt es bis 1588. Ferner hatte es unter sich Frauenzimmern

1246 — 1418, wo es an Bebenhausen kam, und spüter wieder zeitweise, ebenso theils
zeitweise, theils mit audern Klöstern gemeinschaftlich Heilsbruck, Königsbruck, Lichten-
stern, Lichtenthal und Rechenshofen. Dagegen stand Aiaulbronn in Abhüngigkeit
besonders vom Mutterkloster Neuburg, ferner von Lützel, Clairvaux, Cisterz und im
15. Jahrhundert von Altenberg.

Das Kloster vermehrte uud sicherte seinen Besitz, indem es auf seinen Gütern
Kolonieen aus Laienbrüdern unter der Aufsicht von Mönchen anlegte und stets eifrig
bemüht war, Orte, in denen es einmal einiges Besitzthum erlaugt hatte, zu seinem
gänzlichen Eigenthum, auch mit dem Patrouatsrecht und der Vogtei sammt ihren

Rechten zu machen, wodurch viele Streitigkeiten mit Laien abgeschnittcn wurden.

Auch die Nachfolger Günthers anf dem Bischofsstuhl zu Speier bewiesen sich

dem Kloster fast ohne Ausnahme freundlich; und auch an püpstlichen, kaiserlichen
und königlichen Gnadenbriefen fehlte es Maulbronn nie.

Die meisten der Briefe enthalten die Zusicheruug der Schirmvogtei des Reichs,
die K. Friedrich I. überuommen hatte. Das hinderte aber nicht, daß das Schirm-
recht anch von andern, dem Kloster näher liegenden Gewalten beansprucht nnd theils
mit, theils gegen den Willen desselben geübt wnrde^ ja, es knüpft sich an seine

Handhabung und die Streitigkeiten darüber fast die ganze üußere Geschichte des Klosters
bis zum Untergang seiner Selbstständigkeit.

Dem Ursprung des Klosters, wie den Statuten seines Ordens, entsprach es,
daß die Bischöfe von Speier ein Vogtrecht übten (obwohl Zuli 1231 Bischof Beriuger

Ng. l. Fig. 2.

bekannte, quoä oroirLstoririiri NiUdroiin iiuUiim iiiium irävoeutiiiii ia boiiis
8HI8 brrboro äobkLt prriotor roZoiri Uoiiniiioriiiii, St. arch.), wie denn K. Wil-
hclm, nachdcm er am 2. Februar 1255 dem Kloster versprochen, deu Schirm uicht
ohne sein Begehren zu veräußeru, schou am 23. März dieses Versprecheu auf die
Beschwerde des Bischoss zurückuahm uud dem Bisthum das Recht bestätigte, jeuem
eiueu Vogt zu setzen. Auch K. Rudolph befahl 1280 dem Bischof deu Schutz des
Klosters, und noch K. Karl IV. bestätigte dem Bisthum seine Nechte über dasselbe
8. September 1366. Der Bischos übertrng vor 1236 die Uuterschirmvogtei au
Heinrich von Enzberg, woraus eiu langer Streit des Klosters mit dieser Familie
entstand.

Zwar der Genannte war ihm wohlgesinnt, aber bereits sein Sohn Heinrich
bedrüngte es, und noch mehr dcssen Söhne Heinrich, Conrad, Gerhard und Albrecht.
Sie tödteten einen Laienbruder, verwundeten Möuche und andere Laienbrüder tödtlich,
sengten und raubten, weßwegen Bischof Heinrich II. sie befehdete und zum Verzicht
auf das Vogtrecht zwang (vor 1270). Doch wurden dic Enzberger noch 2. Juli
1325 zum Schutz des Klosters verpflichtet.

K. Karl IV. übertrug die Vogtei, welche er vor 31. Mai 1361 von den
Grafen von Wirtemberg, denen sie vcrpfündet war, einlöste, an Kurpfalz, wodurch
das Kloster später zum Zankapfel zwischen dieser Macht nnd Wirtemberg wurde,
welches in den Klosterorten, die auf seinem Gebiet lagen (besonders vou dem Aufall
der Grafschaft Vaihingcu herrührend), das Schirmrecht übte, wie nicht minder die
 
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