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Pechmann, Günther von; Bustelli, Franz Anton; Bustelli, Franz Anton [Ill.]
Franz Anton Bustelli - die italienische Komödie in Porzellan — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 37: Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.61807#0018
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WIE EINE PORZELLANFIGUR ENTSTEHT

Der Künstler sieht in seiner Vorstellung das zukünf-
tige Werk. Er schafft ein Modell aus knetbarem,
feinem Modellierton, der an der Luft erhärtet, ohne zu
reißen. Das Modell muß etwas mehr als ein Sechstel
größer sein als die geplante Porzellanfigur, weil die Por-
zellanmasse beim Brand um diesen Betrag „schwindet“,
d. h. sich zusammenzieht, und unter Wahrung aller Pro-
portionen kleiner wird.
Das fertige Modell dient zur Anfertigung der Gips-
formen. Es ist eine Eigentümlichkeit der Porzellanmasse,
daß sie sich nicht wie der einfache Töpferton frei kneten
und formen läßt; eine derart hergestellte Figur würde
nach dem Brand Risse und Sprünge zeigen als Folge
der ungleichmäßigen Spannungen, die sich beim freien
Modellieren ergeben. Alles Porzellan, Figuren wie auch
Tassen, Teller, Vasen und andere Hohlgefäße werden
mit Hilfe von Gipsformen hergestellt. Das vom Künst-
ler geschaffene Modell wird in mehrere Teile zerlegt,
für jeden Teil wird eine Hohlform in Gips angefertigt.
Für die Figuren Bustellis sind je nach der Gestalt fünf
bis fünfzehn Einzelformen nötig. Der Porzellanformer
drückt die gut vorbereitete Porzellanmasse in die ge-
trockneten Gipsformen; von seinem Können hängt es ab,
ob die Figur gelingt.
Die richtige Zusammensetzung der Porzellanmasse ist
die Vorbedingung für die Herstellung echten Porzellans.
Ein Jahrtausend lang hatten die Chinesen diese Masse
schon entwickelt, mehr als zwei Jahrhunderte lang hatte
man sich in Europa vergebens darum bemüht, bis es im
Jahre 1709 dem ehemaligen Apothekerlehrling und Al-
chimisten Böttger in Meißen gelang, das erste euro-
päische Porzellan herzustellen.
Der wichtigste Bestandteil der Porzellanmasse ist
das Kaolin, ein unschmelzbarer, im Feuer weißbrennen-
der Ton; ihm werden schmelzbare Stoffe, Feldspat
und Quarzsand, zugesetzt. Durch Mahlen, Schlämmen,
Filtrieren und Kneten wird die Masse auf das sorg-

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