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Syrlin, Jörg; Pée, Herbert [Hrsg.]
Das Ulmer Chorgestühl: 1468 - 1474 — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 82: Stuttgart: Reclam, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.65316#0011
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■weitergeführt, die sich am Chorgestühl schon so gut be-
währt gehabt habe. Allerdings steht diese These auf
unsicheren Füßen, da ihr Fundament, die Zusammenstel-
lung des Werkes Michel Erharts selbst, eine sehr gewagte
und bezweifelte Kombination aus heterogenen Elemen-
ten ist, ganz abgesehen davon, daß die Chorgestühlpla-
stik sich durchaus fremd inmitten dieses „Werkes“ aus-
nimmt.
Allen diesen Tendenzen steht — vorerst einmal — ent-
gegen, daß der „Schreiner“ Syrlin 1482 den steinernen
Fischkastenbrunnen neben dem Ulmer Rathaus mit
seinen drei ebenfalls steinernen Ritterfiguren mit vollem
Namen bezeichnet, womit bezeugt zu sein scheint, daß
er auch als Steinmetz oder Steinbildhauer tätig gewesen
ist. Auch tritt nach 1469 die Bezeichnung als Schreiner
in den Urkunden nicht mehr auf. Weitere signierte
Werke sind nicht erhalten, einiges wenige wird ihm —
mit mehr oder minder großer Wahrscheinlichkeit — zu-
geschrieben. Der Nachweis, daß Syrlin Bildschnitzer in
Holz gewesen sei, ist nicht schlüssig zu führen. Sollte
er tatsächlich nur als Handwerker und Unternehmer
gewirkt haben, dann müßte man hier als seinen Mit-
arbeiter einen Unbekannten von höchsten künstlerischen
Graden annehmen, und das für ein Werk, das viermal
die Signatur „Jörg Syrlin“ trägt. Auch das Geburtsjahr
Syrlins bleibt im Dunkel, wir besitzen dafür keinen
auch nur annähernden dokumentarischen Anhalt. Im
Jahre 1491 ist er gestorben. In der Kunstgeschichte
trägt er den Namen Jörg Syrlin der Ältere, um ihn von
seinem Sohn, dem Bildschnitzer Jörg Syrlin dem Jün-
geren zu unterscheiden.

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