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Momente setzen die Männer ein, welche recht eigentlich die
Väter unserer modernen Kunstwissenschaft heissen. Schnaase
und Hotho sind es, die für unsere Zwecke nun in Betracht zu
ziehen sind.
Ausgerüstet einerseits mit gründlicher Kenntnis aller Kultur-
erscheinungen des Mittelalters und andererseits mit angeborenem
tiefen Kunstsinn konnten sie es unternehmen, die geschichtliche
Entwicklung der Kunst zu schildern und in das Verständnis
der Kunst vergangener Zeiten einzuführen, indem sie dieselbe
darstellten im Verhältnis zu aller übrigen Kultur, zum Zeitgeist
und zum Volkscharakter, der einzig richtigen Methode, frühere
Kunstschöpfungen, die unserem Zeitgeiste nicht mehr entsprechen,
vollauf zu würdigen.
Wichtig für uns ist es, zu sehen, wie auch diese Männer
sich durchaus von mystischer Kunstauffassung leiten lassen und
so auch darin unmittelbar anknüpfen an die deutsche Romantik.
In den schon 1834 erschienenen, so anziehenden «Niederlän-
dischen Briefen» Karl Schnaase’s giebt es manche bedeutungs-
volle Stellen dieser Art; eine derselben lautet: «Das praktische
Leben und die Wissenschaft geben nur Zweifel über diese Ein-
heit (sc. von Gott und Natur), und die Kirche kann diese Zweifel
höchstens verstummen machen, indem sie von einem tiefen
Mysterium spricht, das der Mensch nicht durchschauen könne.
Das Bedürfnis nach voller Anschauung der Einheit Gottes und
der Natur bleibt daher ungestillt, die Religion in sich unvoll-
endet. Hier tritt die Kunst befriedigend ein, indem sie die
Natur gleichsam zum zweiten Male, aber mit ursprünglicher
geistiger Selbständigkeit gestaltet, giebt sie das Gefühl, dass
auch die Welt der Erscheinungen nirgend ohne Gott sei. Sie ist
selbst eine Religion, die aber nicht wie die eigentliche von Geist
zu Geist spricht, sondern durch die Erscheinung zum Gefühl,
die Verklärung der Natur für den Menschen, Naturreligion, und
damit eine Ergänzung der geistigen Religion. Sie ist das pan-
theistische Element, das keine Religion entbehren kann». —
Auf der Basis solcher Anschauungen machte sich Schnaase
dann an sein umfassendes Werk der «Geschichte der bildenden
Künste im Mittelalter», das noch heute mit Recht als eines der
grundlegendsten und unentbehrlichsten für unsere Wissenschaft
Momente setzen die Männer ein, welche recht eigentlich die
Väter unserer modernen Kunstwissenschaft heissen. Schnaase
und Hotho sind es, die für unsere Zwecke nun in Betracht zu
ziehen sind.
Ausgerüstet einerseits mit gründlicher Kenntnis aller Kultur-
erscheinungen des Mittelalters und andererseits mit angeborenem
tiefen Kunstsinn konnten sie es unternehmen, die geschichtliche
Entwicklung der Kunst zu schildern und in das Verständnis
der Kunst vergangener Zeiten einzuführen, indem sie dieselbe
darstellten im Verhältnis zu aller übrigen Kultur, zum Zeitgeist
und zum Volkscharakter, der einzig richtigen Methode, frühere
Kunstschöpfungen, die unserem Zeitgeiste nicht mehr entsprechen,
vollauf zu würdigen.
Wichtig für uns ist es, zu sehen, wie auch diese Männer
sich durchaus von mystischer Kunstauffassung leiten lassen und
so auch darin unmittelbar anknüpfen an die deutsche Romantik.
In den schon 1834 erschienenen, so anziehenden «Niederlän-
dischen Briefen» Karl Schnaase’s giebt es manche bedeutungs-
volle Stellen dieser Art; eine derselben lautet: «Das praktische
Leben und die Wissenschaft geben nur Zweifel über diese Ein-
heit (sc. von Gott und Natur), und die Kirche kann diese Zweifel
höchstens verstummen machen, indem sie von einem tiefen
Mysterium spricht, das der Mensch nicht durchschauen könne.
Das Bedürfnis nach voller Anschauung der Einheit Gottes und
der Natur bleibt daher ungestillt, die Religion in sich unvoll-
endet. Hier tritt die Kunst befriedigend ein, indem sie die
Natur gleichsam zum zweiten Male, aber mit ursprünglicher
geistiger Selbständigkeit gestaltet, giebt sie das Gefühl, dass
auch die Welt der Erscheinungen nirgend ohne Gott sei. Sie ist
selbst eine Religion, die aber nicht wie die eigentliche von Geist
zu Geist spricht, sondern durch die Erscheinung zum Gefühl,
die Verklärung der Natur für den Menschen, Naturreligion, und
damit eine Ergänzung der geistigen Religion. Sie ist das pan-
theistische Element, das keine Religion entbehren kann». —
Auf der Basis solcher Anschauungen machte sich Schnaase
dann an sein umfassendes Werk der «Geschichte der bildenden
Künste im Mittelalter», das noch heute mit Recht als eines der
grundlegendsten und unentbehrlichsten für unsere Wissenschaft