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jetzt aufbewahrt haben — Suso scheint in der That den Zeichen-
stift geführt zu haben; wir besitzen noch ein anderes Zeugnis,
das darauf hinweist. In den letzten Jahren seines Lebens, die
er im Predigerkloster zu Ulm verbrachte, hat nämlich Suso
seine sämmtlichen Schriften noch einmal gesammelt, redigiert
und in einem handschriftlichen Exemplar bei seinem Tode hin-
terlassen, das uns im Original nicht mehr erhalten ist, das dann
aber später, im Jahre 1482 dem von Antonius Sorg in Augs-
burg herausgegebenen ersten Druck zu Grunde gelegen hat.
Dieser Druck nun giebt auch die Vorrede wieder, die Suso
jenen seinen «gesammelten Schriften aus letzter Hand» selbst
vorausschickte, und in dieser Vorrede findet sich folgende
wichtige, auch übrigens für seine Kunstauffassung wieder be-
deutende Stelle: «und die himmlischen Bilde, die hievor und
nach stehen, sind dazu nütz, dass ein göttlicher Mensch in
seinem Ausgang der Sinne und Eingänge des Gemüts allzeit
etwas finde, das ihn von dieser falschen niederziehenden Welt
wieder auf zu dem erbarmenden Gott reizlich ziehe».
Also jenes Exemplar war mit Bildern, wahrscheinlich wohl
mit Zeichnungen versehen, mit Bildern, die Suso selbst nach
den obigen Worten für eine sehr bedeutende Zugabe zu seinen
Schriften hielt. Wieder müssen wir mit einer Vermutung kom-
men, diesmal aber, wie uns dünkt, mit einer nicht so sehr
gewagten. Ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass Suso diese
Zeichnungen verfertigte und in seinen eigenen Text, des
letzten «rechten Exemplares», wie er es selbst ne$nt, seiner
Werke eingefügt hat? Diese Zeichnungen, welche direkte Illus-
trationen zum Text sind, zu dem sie innige Beziehung haben,
aus welchem sie meistens überhaupt nur zu erklären sind, und
dessen wichtigste Punkte sie uns in sehr anmutiger Weise vor
Augen führen ’ Wir kennen sie nämlich. Sie sind uns erhalten,
nicht im Original, wohl aber in anscheinend vollständig ge-
treuen Copieen, die jener, sich auf das Originalexemplar stütz-
ende erste Druck von 1482 in vorzüglichen Holzschnitten bringt.
Den einleuchtenden Beweis, dass Text und Holzschnitte dieses
Druckes auf das von Suso hinterlassene Exemplar zurückgehen,
hat schon Preger in der Einleitung zu seiner Herausgabe der
Briefe Suso’s erbracht; auf ihn verweisen wir, da wir uns ihm
jetzt aufbewahrt haben — Suso scheint in der That den Zeichen-
stift geführt zu haben; wir besitzen noch ein anderes Zeugnis,
das darauf hinweist. In den letzten Jahren seines Lebens, die
er im Predigerkloster zu Ulm verbrachte, hat nämlich Suso
seine sämmtlichen Schriften noch einmal gesammelt, redigiert
und in einem handschriftlichen Exemplar bei seinem Tode hin-
terlassen, das uns im Original nicht mehr erhalten ist, das dann
aber später, im Jahre 1482 dem von Antonius Sorg in Augs-
burg herausgegebenen ersten Druck zu Grunde gelegen hat.
Dieser Druck nun giebt auch die Vorrede wieder, die Suso
jenen seinen «gesammelten Schriften aus letzter Hand» selbst
vorausschickte, und in dieser Vorrede findet sich folgende
wichtige, auch übrigens für seine Kunstauffassung wieder be-
deutende Stelle: «und die himmlischen Bilde, die hievor und
nach stehen, sind dazu nütz, dass ein göttlicher Mensch in
seinem Ausgang der Sinne und Eingänge des Gemüts allzeit
etwas finde, das ihn von dieser falschen niederziehenden Welt
wieder auf zu dem erbarmenden Gott reizlich ziehe».
Also jenes Exemplar war mit Bildern, wahrscheinlich wohl
mit Zeichnungen versehen, mit Bildern, die Suso selbst nach
den obigen Worten für eine sehr bedeutende Zugabe zu seinen
Schriften hielt. Wieder müssen wir mit einer Vermutung kom-
men, diesmal aber, wie uns dünkt, mit einer nicht so sehr
gewagten. Ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass Suso diese
Zeichnungen verfertigte und in seinen eigenen Text, des
letzten «rechten Exemplares», wie er es selbst ne$nt, seiner
Werke eingefügt hat? Diese Zeichnungen, welche direkte Illus-
trationen zum Text sind, zu dem sie innige Beziehung haben,
aus welchem sie meistens überhaupt nur zu erklären sind, und
dessen wichtigste Punkte sie uns in sehr anmutiger Weise vor
Augen führen ’ Wir kennen sie nämlich. Sie sind uns erhalten,
nicht im Original, wohl aber in anscheinend vollständig ge-
treuen Copieen, die jener, sich auf das Originalexemplar stütz-
ende erste Druck von 1482 in vorzüglichen Holzschnitten bringt.
Den einleuchtenden Beweis, dass Text und Holzschnitte dieses
Druckes auf das von Suso hinterlassene Exemplar zurückgehen,
hat schon Preger in der Einleitung zu seiner Herausgabe der
Briefe Suso’s erbracht; auf ihn verweisen wir, da wir uns ihm