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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0004
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50 AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: ARBEITSBERICHT

Indessen wurde in Osten die Suche mit i5 Mann noch fortgesetzt und zwar
auf der in O. 23 wieder beginnenden byzantinischen Mauer, die hier bei 6 Meter
Breite gleich 6 Meter verschüttete Höhe hatte, und ausserdem wurden ein paar Leute
im Süden der vor zwei Jahren abgebrochenen byzantinischen Mauer in G. 27 und
H. 28 angestellt, um in dem vorliegenden Schutte die beim Bau der Mauer etwa ab-
gesprengten oder beim beginnenden Ruin der Mauer dorthin geratenen Skulptur-
bruchstücke aufzufinden.

Ausser diesen um den Altar sich gruppierenden Arbeiten war vom 24. August
ab auch ein anderes ganz neues Feld in Angriff genommen, wo die nächste Absicht
auf die Auffindung weiterer Inschriften der Schlachten-Monumente gerichtet war, zu-
gleich aber auch der Gedanke un: beschäftigte, dem Standort derselben und dem des
Athenatempels auf die Spur zu kommen.

Es handelte sich um den südlichen Teil der obersten von der Türkenmauer um-
schlossenen Burgkrone, der zwischen dem Altarbäu und dem Augusteum liegt. An der
ganzen Südseite war die Türkenmauer, mit Ausnahme weniger Stellen, an 10—15 Fuss
hoch erhalten, der polygone Eckturm in H. 20, ein anderer Turm in K. iq und die
das Thor flankierenden Türme in N. 18 und O. 18 sogar an 60 Fuss hoch. Der auf
voriger Seite beigefügte Holzschnitt zeigt die landschaftliche Ansicht, südlich vom
Altarplatze her aufgenommen. Vor der Türkenmauer erscheint die Masse des Altar-
fundamentes; durch die über die Höhe fliegenden zwei Vögel ist der Platz des
Augusteums, durch drei Vögel der des oberen Burgthors bezeichnet, während zwischen
diesen beiden Punkten, da wo ein Vogel fliegt, der Athenatempel aufgefunden wurde.
Weiss gehalten sind die Schuttmassen der ersten Ausgrabungscampagne.

Zunächst wurde damit begonnen, die Mauern abzutragen, da sie viele Marmor-
platten enthielten, die auf Inschriften schliessen Hessen. Zwölf Mann begannen mit
dem Abbruch des polygonen Eckturms und als sich die Arbeiter im Laufe der
zweiten Woche vermehrten, wurde auch der mittlere Teil der Mauer in Angriff
genommen. Soweit der Bauschutt auf das obere Plateau fiel, wurde er gleich den
West-Abhang hinunter gekarrt. Da wir den ganzen September hindurch durch-
schnittlich 80 Mann hatten, westlich des Altars aber Kräfte frei wurden, so konnte
ich mich bereits im Laufe des September auch an die Erdarbeiten innerhalb der
Türkenmauer machen.

Das Feld unmittelbar nördlich dieser Mauer, in durchschnittlich 290 Meter See-
höhe, war ziemlich eben, mit geringen Undulationen; einige byzantinische und noch
spätere Trümmer von anscheinend kleinen Bauten ragten hier und da, das Gestrüpp
und den Rasen durchbrechend, hervor. Nach Westen stand am oberen Rande des
Abhanges in der Region H. 16, 17, 18, 19 auf antiken Fundamenten eine ziemlich
hohe Türkenmauer, die Aussicht versperrend, nach Norden und nach Osten stieg das
Terrain leise an, so zwar, dass, während wir an der Stelle, wo der Athenatempel
nachgewiesen wurde, nur durchschnittlich 1% Meter Abtrag hatten, dieser an der Nord-
Ost-Ecke, wo, wie sich ergab, die beiden Seiten einer Halle zusammentrafen, bei
gleichem Niveau der Oberfläche an 6 Meter betrug. Die ganze ungeheure Schutt-
masse, welche so den grossen oberen Platz, den Bezirk des Athenatempels, den jetzt
das Kärtchen von zwei Seiten von der Halle eingeschlossen zeigt, bedeckte, muss von
dem verhältnissmässig wenig höheren Burgteile herunter getrieben sein. Aber auch
dort liegt noch Schutt auf den alten Bauten und wieder fragt man sich staunend,
woher kommen auf dieser höchsten Burgkrone, die nur geringe Stellen des nackten
 
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