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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0005
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VON C. HUMANN 5l

Felsens aufweist, solche im Laufe der Jahrhunderte angesammelte Massen von Humus,
Schotter und grossen und kleinen Bausteinen. Mancherlei fortgesetzte Bebauung muss
dazu beigetragen haben.

Von antiken Mauern stand in I. i5 und K. i5 Einiges aufrecht, das wie die drei
Seiten eines Gemaches aussah; dasselbe war der Fall in N. 16 und ferner war der das
türkische Burgthor östlich flankierende Turm im unteren Teile sichtlich antik. Er-
wähnen wir noch die in L. 15 liegende ziemlich tiefe Cisterne, auf derem Grunde ein
Quell mit unbekanntem Abfluss entspringt, so haben wir alle antiken Reste auf-
gezählt, die bei den zu beginnenden Erdarbeiten uns hätten leiten können. Es war
eben so gut wie gar kein Anhalt da, und daher wurden zunächst einige Tastungen
ausgeführt. Das Resultat war in allgemeinen Zügen, dass sich nördlich von dem
polygonen Eckturm in H. 19 bei einem Meter Abtrag der Fels fand, dass östlich davon
in K. 19 nur etwas über einen Meter Schutt lag, darunter der gewachsene Boden. In
I. 18 stiess ich auf den marmornen Fussboden einer byzantinischen Kirche mit vielen
Gräbern, nach Norden zu aber wurde überall mindestens 2—3 Meter Schutt kon-
statiert, ohne dass der alte Boden erreicht wurde; in L. 18 hingegen fand sich in
geringer Tiefe ein wohlerhaltener, mit gewöhnlichen Steinplatten gut belegter Fuss-
boden, ähnlich dem Fussboden in dem Hofe des Augusteums, womit der erste fest zu
verfolgende Anhalt gegeben war. Bald indess zeigte sich, dass nach Osten zu der
Plattenbelag vor einer niedrigen Mauer aufhörte. Von dieser Mauer ergab sich erst
viel später, dass sie die Fundamentierungsmauer der Stufen der Ost-Stoa war; noch
weiter nach Osten fand sich auf 6 Meter Breite nur natürlicher Fels, und dann
in M. 17 eine andere mit der ersten parallele Fundierung, die indess in ihrer Ver-
längerung nach Nord-Westen genau in das oben erwähnte, aus dem Schutte hervor-
ragende antike Mauerstück in K. i5 hineinfiel, so dass sich sofort die Vermutung
aufdrängte, diese Mauer würde aus K. i5 bis in M. 18 durchsetzen und ein grösseres
Ganzes abschliessen.

Das Verfolgen des Platten-Fussbodens nach Norden ging sehr langsam, weil
der Schutt sich mehrte und die Entfernung bis an den West-Abhang, wohin er zu
karren war, an 70 Meter betrug. Ich beschloss deshalb, noch an einem andern Punkte
den Angriff zu beginnen und eröffnete einen Graben in H. 17, den ich bis nach L. 16
durchführte. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass, wie sich später zeigte, dieser
Graben gerade über und vor den Stufen der Nord-Stoa lief. Ich legte den Graben
gleich zu 6 Meter Breite an, damit die kommenden und gehenden Schiebkarren sich
nicht behinderten, und liess zuerst nur den obersten Meter Schutt abkarren, dann eine
zweite Lage von etwa einem Meter Tiefe. Nach meiner Erfahrung sichert ein solches
„Abrasieren" des Terrains mehr vor etwaiger Beschädigung antiker Mauerreste, als
das Arbeiten an einer hohen senkrechten Schuttwand, wo es den Arbeitern nur zu
leicht widerfährt, dass sie einen Mauerstein in situ, da er ihnen zuerst seitlich erscheint,
herausbrechen. Auch ist bei der Vernunftlosigkeit und Tollkühnheit der meisten
Arbeiter, gegen die man immer zu kämpfen hat, die Gefahr für ihr eigenes Leben bei
solchem Vorgehen geringer.

Am 3o. September fand sich nun in der nord-östlichen Ecke von I. 17 ein in
die Tiefe gehender Marmorblock; bei seiner Hebung zeigte sich, dass er auf einer
fest an ihrem ursprünglichen Platze liegenden Marmorstufe gelegen hatte; unter dieser
fand sich eine andere Marmorstufe und davor Platten-Fussboden in gleichem Niveau
mit dem in L. 18 gefundenen. Auf dem Fussboden aber lagen in geringer Entfernung
 
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