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Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.912#0019
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VON C. HUMAN N 65

wir ihn sonst, ausser von Smyrnäer Freunden, nur noch von den Herrn Foucart
und Reinach, Lange und Baumann, sowie zuletzt von Herrn Clarke erhielten.

Als bereits gegen Ende Juni die Nachricht kam, die Erwerbs-Verhandlungen in
Konstantinopel seien so gut wie erledigt, Hessen wir das Zimmern der Kisten beginnen,
und da die meisten Sachen auf dem Tempelplatze lagerten, so baute ich ein neues
Stück Weg vom oberen ßurgthore direkt südlich, übersprang dabei die byzantinische
Mauer in Q. 21 und ging von da die Mulde hinab bis zum unteren Ostthore
der Burg. Hier holten dann Bauerwagen die leichteren Kisten ab, und nur die
schwersten mussten wir ganz bis an den Bergesfuss schleppen. Im Ganzen wurde
damit eine grosse Ersparniss erzielt. Ich hatte die Einrichtung getroffen, dass jedesmal
bei Feierabend die Arbeiterkolonne die zwei vorher beladenen Schlitten bis ans Thor
hinunter zog; bei der Steilheit des Weges und da weder rechts noch links abschüssiges
Terrain war, ging das unter Hurrah und Hailoh im Galopp oft in 5 Minuten.
Dass dabei Keiner unter den Schlitten geraten, ist das Merkwürdigste bei dieser
Art des Transports. Des Morgens wurden dann die beiden Schlitten von den
zu Berg steigenden Arbeitern wieder hinaufgetragen; je acht Mann trugen einen
Schlitten.

Am 1. Juli reiste Herr Conze ab und ich begleitete ihn in Privat-Angelegenheiten
bis Smyrna. Dort trafen wir die eben aus Lycien zurückgekehrte österreichische
Expedition der Herren Professoren Benndorf und Niemann, und gleich nachher be-
gegnete ich dort den Amerikanern, welche unter Joseph Clarke's Leitung eben in Assos
die Ausgrabung beginnen wollten, verkehrte auch mit Herrn Reinach, welcher die
französischen Ausgrabungen bei Myrina und Kyme leitete. Dieser archäologische
Verkehr zeigt deutlich, wie Klein-Asien mehr und mehr in den Vordergrund der
Forschung zu treten beginnt.

Am 2. Juli war Herr Conze weiter über Athen der Heimat zugereist und ich kehrte
bald darauf nach Pergamon zurück, wo inzwischen Herr Bonn der Ausgrabungen
gewartet hatte. Ich war sehnsüchtig auf die endgiltige Nachricht aus Konstantinopel,
dass der Erwerb der sämmtlichen Funde für uns abgeschlossen sei.

Am 2. August kam dann endüch die telegraphische Nachricht an und zugleich
die Anzeige, dass Sr. M. Schiff Loreley von S. Exe. dem Herrn Chef der Admiralität
und von der Botschaft wiederum beordert sei, den Transport der Marmore von
Dikeli nach Smyrna zu vollführen und dass das Schiff baldigst eintreffen würde.

Sofort begann ich den Transport nach Dikeli und schaffte in wenigen Tagen
70 Kisten hin, worauf mich der General - Gouverneur von Smyrna, Ali Pascha, ein
Mann, der sich übrigens bei jeder Gelegenheit äusserst zuvorkommend gegen uns
bewies, bat, mich mit dem Transporte noch etwas zu gedulden, da er selbst noch ohne
jede offizielle Benachrichtigung sei. Somit trat abermals eine kleine Pause ein.

Erst am 23. August wurde der Kaiserliche Firman, der die Königlichen Museen
in Berlin in den Besitz der gesammten Funde setzte, wirklich ausgefertigt.

Sr. M. Schiff Loreley hatte indessen schon seit längerer Zeit den Befehl, Anfangs
September an der unteren Donau zu sein, wo Kommando und Mannschaft abgelöst
werden sollten. Vor diesem Termin den Transport zu erledigen, wie der Komman-
dant, Herr von Wletersheim, sehr wünschte, ging nicht mehr, und somit wurde
das Kommen der Loreley bis nach der Rückkehr von der Donaumündung verschoben.
Es blieb mir also reichlich Zeit, nachdem im August alle Kisten gezimmert waren,

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