Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Conze, Alexander ; Humann, Carl; Bohn, Richard
Die Ergebnisse der Ausgrabung zu Pergamon 1880-1881: Vorläufiger Bericht, in: Jahrbuch der Königlich-Preußischen Kunstsammlungen, 3.1882, S. 47-90 — Berlin, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.912#0036
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
82 AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: DIE EINZELFUNDE

Vier andere Ueberreste solcher Standplatten-Inschriften sind so geringfügig,
dass man kaum mehr als die Formel mit Sicherheit erkennt:

Inv. II,

10. Inv. II, 90.

Inv. II, 91.

Inv. II, 8.

sinb T-fjg 7iap[a .



.. . 02yl.. .

......tPIAl

xal Tovg 2Es . .



... Hroi...



Indem ich Fragmente, deren Zugehörigkeit zu dieser Inschriftengruppe einst-
weilen ganz ungewiss ist, einfach übergehe, habe ich nur noch drei auf den Vorder-
seiten von Deckplatten befindliche Inschriften hinzuzufügen, wobei es Erwähnung
verdient, dass diese, wie schon an dem einen derartigen Stücke aus der ersten
Campagne (Erster Bericht S. 196. SA. S. 82) ') bemerkt wurde, nach paläogra-
phischen Kriterien jünger als die Inschriften auf den Standplatten erscheinen.

Voranzustellen ist (Inv. II, 1):

'O ditvu] ®rtßuiog

Erst dieses Stück hat gelehrt, dass die Inschriften auf den Deckplatten nicht, wie ich im
ersten Berichte (S. 196. SA. S. 82) vermutete, Namen der oben dargestellten Gestalten
enthalten, sondern Künstlerinschriften sind. Wir haben demnach eine Künstler-
inschrift, die des Isigonos oder Epigonos, welche an einer Standplatte einzeilig über
einen langen Raum hinlaufend offenbar eine ganze Reihe der oben befindlichen
Statuen als i'f>yu des einen jener beiden in Frage kommenden Meister bezeichnet. Dem
entspricht, dass diese beiden Namen bei Plinius mit nur noch zwei andern als die der
Urheber umfassender Werke (proelia) genannt werden. Ausserdem haben wir aber
mit den gleich noch zu nennenden jetzt im Ganzen fünf Künstlerinschriften oder
Reste von solchen an den Deckplatten; hier stehen die Künstlernamen mit dem Zu-
sätze moirptv auf einem engeren Räume, daher die Schrift in zwei Zeilen geteilt. So
scheint man hier die Arbeiter einzelner Figuren erkennen zu müssen. Vor allem
Weiteren wird man die genauere tektonische Untersuchung der Postamentstücke,
welche sämmtlich, auch die inschriftlosen, auf dem Wege in das Königliche Museum
sind, abzuwarten haben.

Die beiden noch übrigen neuen Künstlerinschriften auf Deckplatten lauten:

Inv. II, 16. Inv. II, 12.

IT\^a§iTihjg..... B.t"OKQaxr^g.....

'\tiioirfttv\ \lnoirfitv'\

Ob man den hier erscheinenden Bildhauer Praxiteles, der also Bronzefiguren
arbeitete, in die Familienfolge des berühmten gleichnamigen Meisters wird einreihen
dürfen2), bleibt dahingestellt. Xenokrates ist gewiss identisch mit dem uns bereits
bekannten, an Bronzestatuen fruchtbaren und auch als Kunstschriftsteller thätigen
Künstler aus der Schulfolge des Lysippos3).

Es mag im Anschlüsse hieran bemerkt werden, dass von anderen Künstler-
inschriften in der ganzen zweiten Campagne überhaupt nichts gefunden worden ist,

') Monatsbericht der Ak. der Wiss. zu Berlin 1881, S. 871.
s) Benndorf in Zeitschrift f. bild. Kunst 1878, Beibl. S. 781.
3) Brunn, Gesch. der gr. Künstler I. S. 411.
 
Annotationen