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Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band II, Text): Das Heiligtum der Athena Polias Nikephoros — Berlin, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.913#0129
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II

Weiter sinden sich von Schisssgerät ein Steuerruder (44,2), denen reichver-
ziertes Blatt nicht die gewöhnliche Form des Schaufelruders, sondern eine aus Denk-
mälern auch lbnll nachweisbare Form mit ausgcschweisten Enden hat, sowie Rieme,
einer so gut wie ganz (48, 1), zwei andere unvollständig erhalten (48,8 und 50, 4),.ein
vierter nur in den Umrinen (48, 9 rechts neben dem Panzer) erkennbar. Ob auch der
auf diei'em letzten Bruchstück über dem Panzer abgebildete Gegenstand (geschweistc Schaufel
mit durchgehender Rippe) ein Riem gewesen sein kann, mögen Sachkenner entseheiden.
In dem Interkolumnium (44, 1), das fast nur Schisfsteile enthält, und (44, 2)
hinter einem Schisssschnabel hervorragend, sind zwei Gegenslände abgebildet, die oben
als Schifsszeichen aufgeführt worden sind; ein dritter im wesentlichen gleicher ist aus
der schmalen Platte (46, 1) hinter einem Schilde dargestellt. Die bei allen dreien gleiche
Konuruktion belehrt uns am bellen über ihren Zweck: auf einer längeren oder kürzeren
glatten oder gewundenen Stange, an der oben zwei nach aussen gebogene Blätter an-
sitzen, ruht ein Querholz und dieses trägt ein dreiteiliges ausrechtslehendes Ornament,
an den Ecken Palmetten, Delphine, kranztragende Siegesgöttinnen, in der Mitte ein
reichverziertes hochragendes Stück, das bei zweien in einer reich stilisirten Blüte oder
Frucht endigt. Durch dieses hochragende Mittelstück unterscheiden sie sich ohne weiteres
von dem als Segel- oder Tropaeon(lange bezeichneten Geräte, das die Nike auf den
Goldmünzen Alexanders des Grossen trägt'); sie sind nicht so eingerichtet, dass irgend
etwas aus ihnen hätte getragen werden können und ebensowenig sind sie Wasfenstücke
zum Angriss oder zur Verteidigung gewesen. Ihre Befiimmung kann nur gewesen sein,
lo wie sie waren, getragen und gesehen zu werden.
Demnach könnte man denken, diele Geräte seien Feldzeichen gewesen. Aber
bis jetzt sind Feldzeichen sür das Landheer aus dem griechischen Altertum noch nicht
nachzuweisen; es findet sich in der getarnten Überlieserung auch nicht der geringste Hin-
weis auf den Gebrauch von wirklichen Feldzeichen oder von etwas, was dafür hätte
gelten können. Dagegen scheint die Verbindung zweier dieser Geräte mit einem Schisss-
teil, der aus Delphinen bestehende Schmuck des dritten daraus zu suhren, in ihnen
Geräte zu sehen, die irgendwie zur Aussüllung eines Kriegsschisfes gedient haben.
Wir willen aus den Schriststellern, dass jedes Kricgsschiss etwas sührte, was den
heutigen Flaggen vergleichbar ist; an einer Stange hatte es eine Taenie, wie es bezeichnet
wird, und die Denkmäler llimmen damit überein: am oberen Knde eines mit verschieden
gesormtem Knopse verzierten Stabes ist mit einem Knoten oder Schleise ein langer Ichmaler
Zeugstreisen angebunden, dell'en Enden srei ssattern; meid lieht dieser Stab auf dem Schisss-
hmterteis.8) So häutig sich auch iblche Taenienllangen dargestellt linden, keine hat die
/) Die verschiedenen Formen bei Müller Niimismatique d'Alexandre le Grand. Tafel 2
No. ,5-lS.
8) Abbildungen auf der TrajansRiule (Frölmer II, 59), dem Bogen von Orange (Cariltie T. XVI
oben), auf Gemmen (Graser Gemmen des IC Museum zu Berlin mit Darstellungen antiker Schisse).
Pollux I, 90: ra S's &p« ,;•; spjp^ äipUo-ra xaXimri, m s»rit ?Ä». ifP'm irimpiv, S «alofc. trrikltts al ~, U
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