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Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band IV, Text): Die Theater-Terrasse — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.919#0012
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Inzwischen hatten bereits im Sommer 1881 die Ausgrabungen an dem südlichen
Ende der Terrasse begonnen in der Erwartung, dorthin abgestürzte Rede des Altars und
besonders des Gigantensrieses zu finden, eine Erwartung, die nicht täuschte. Die eben
genannte Abbildung zeigt uns im Hintergrunde rechts die Thätigkeit an dieser Stelle.
Ein grosser Teil des Abhanges unterhalb des Altarperibolos war im August 1881, als
wir zum zweiten Male die Arbeiten einstellten, wenn auch nicht bis auf die Sohle der
Terrasse hinab sreigelegt. Die im Mai 1883 wiederausgenommenen Grabungen schritten
dann weiter nach Norden vor. Den damaligen Zustand veranschaulicht die nebenstehende
Skizze, ein Blick vom Südende der Terrasse auf diese. Doch sollten wir zur Entdeckung
des Theaters nicht von dort her, sondern auf anderem Wege gelangen.
Aussindung. Bei dem Versuch, jene kleine, in Bd. II der Altertümer von Pergamon S. 27 be-
schriebene, zum Teil unterirdisch geführte Treppenanlage weitlich vom Athenatempel
weiter hinab zu verfolgen, stiessen wir am 17. August 1883 auf einige reihensörmig ge-
ordnete Blöcke, die zwar stark zerschlagen, aber ossenbar noch teilweise an ihrem ur-
sprünglichen Ort lagen und die mir durch Form und Anordnung den Eindruck von Sitz-
stusen machten. Hierdurch erschien Abhang und Terrasse plötzlich in einem anderen
Lichte. Der bislang wohl gehegte Gedanke, dass jener in mehrere Einzelterrassen aus-
gelöst gewesen sei, wich der Annahme einer zusammenhängenden Folge von Sitzstufen.
Das kurze Stück, welches wir ausgedeckt, liess aber nicht erkennen, ob die Reihen
gerade oder gekrümmt waren. Ein sosort auf der Sohle der Terrasse vom Westrande her
vorgetriebener Graben brachte dort alsbald mehrere sorgfältig mit Quadern eingefasste
quadratische Löcher zu Tage, die offenbar nur zur Aufnahme von hölzernen Pfosten
gedient haben konnten. Mochten diese nun Halter sür eine weitgespannte Segeldecke
oder für sonst eine bewegliche Dekoration gewesen sein, jedensalls verstärkten sie den
Gedanken, dass wir uns in einer grossen Anlage für Schaustellungen besanden, entweder
in einem Stadion, zu welcher Annahme mich ansangs die scheinbar gerade laufenden
Stusenreste und dann namentlich die Länge der Terrasse von über 200 m veranlassten,
oder in einem Theater oder schliesslich in einer Vereinigung beider.
Daraufhin scheuten wir denn auch nicht vor der gewaltigen Arbeit zurück, den
Abhang von dem doppelten Auftrage, dem Urschutt und dem Abraum aus dem Athena-
heiligtum zu säubern. Über die Einzelheiten dieser Thätigkeit wird im ersten Bande
dieser Veröffentlichung berichtet. Es genügt hier anzusühren, dass die Aufdeckung des
Theaters, als welches (ich die Anlage inzwischen unzweideutig entwickelt hatte, am
2. April 1885 beendet war.

GrundrHs. Der Höhenunterschied zwischen der Plattform des Athenaheiligtums und der
oberen Westterrasse beträgt rund 46 m. Annähernd so hoch, d. h. bis an den Fuss der
Stützmauer, welche jenes Heiligtum abgrenzt, erheben sich auch die Sitzreihen des
Theaters, welche, die Orchestra und Skene nicht eingerechnet, eine Grundssäche von
 
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