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Kunsthandlung Hugo Perls (Berlin)
Von Delacroix bis Picasso: hundert Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen französischer Meister des XIX. Jahrhunderts : Februar - März 1925 in der Kunsthandlung Hugo Perls — Berlin: Kunsthandlung Hugo Perls, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.70697#0014
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aus Wald und Wiefe im Abenddämmer anzureden, und er fpricht
mit ihnen wie mit vertrauten Geißern.
Corot alfo hat die Bahn freigelegt für eine vorausfetzungslofe
Kunft, — vor allen für Claude Monet, der nach ihm das Größte
in der Erneuerung der Landfchaftsmalerei leiftete. Die Impreffio»
niften erlcheinen. Jeder literarifche Sinn tritt zurüdc. An Delacroix,
an den Meiftern von Fontainebleau find dichterifche Niederfdiläge
■wahrzunehmen,- Daumier kommt von einer befonderen Gattung
zeichnerifdier Journaliftik her, — und Courbet, hatte er auch nicht
literarifche Abfichten mit feiner Kunft des wirklichen Lebens, fo
hatte er doch eine Tendenz. Jetzt aber beginnt jene wahrhaft
malerifche Zeit, da die Maler fich nicht mehr auf die Dichter und
Denker berufen, vielmehr eine »ganze Literatenfchule, die Gruppe
der Goncourt, Daudet und Zola infpirieren.« Und hier redet die
Sammlung, die zu diefen Betrachtungen Anlaß gab, mit monu»
mentalem Wort felber und für fich felbft. Die reinen Landfehafter
des Impreffioniftenkreifes find ihr Hauptftück.
Monet, auf der Suche nach Corots Sinzerität, nach Corots Liebe
zum Leben, zur Natur, zur Wahrheit, ilt der andere große »ma-
gicien« geworden, — aber ein Zauberer auf fozufagen wißen»
fdiaftlicher Grundlage, auf der Bafis gewißenhaften optifchen
Sehens, fo tiefen, fo leidenfchaftlichen, fo inbrünftigen Sehens, daß
es ihn befähigte, nicht nur die flüchtige Erfcheinung in ihrem natür»
liehen Glanz und Schimmer zu halten, fondern auch ihr innerftes
Wefen, ihre Geiftigkeit, ihren Duft, wandelnd vom Sichtbaren ins
Unfichtbare. Corots »pleinair« war höchft zaghaft und bedingt
gewefen, nur proviforifch: denn es erfchöpfte fich in Croquis mit
Atelierbeftimmung. Edouard Manet verflicht um 1863, von den
Alten kommend, Menfchen und Sachen in eine Landflhaft hinein»
zukomponieren, auf dem »Bad« oder »Frühftück«, bei unver»
fchmolzenen Elementen, etwas ftillebenhaft. Monet geht durchs
Tor: die Formel Corot, zu der ihm, nach eigenem Zugeftändnis
von Piflarro geraten war, verließ er fehr bald (das Fontaineblauer
Waldbild, Sammlung Moreau, Louvre, ift ihr letztes Refultat),
 
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