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Petersen, Eugen; Niemann, George [Editor]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0101
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dessen rechter Ärmel dem Arm entglitten ist, ohne Kranz und Lorbeerzweig",
aber mit Halsreif, blickt er begehrlich zu seinem Führer oder zu 32 auf.

Mit immer mehr sich lockernder Ordnung folgen nun die Frauen, nach
welchen sich die zuletzt Erwähnten umsehen. Die erste, 35, ist zum kleineren
Theile auf der Florentiner Platte V, zum größeren auf der Pariser VIx) erhalten,
hier durch eine schlimme, glücklicherweise einzige Ergänzung entstellt, indem
ihr auf der angestückten Ecke ein bärtiges Gesicht gegeben ist. Ihr antikes
Gesicht war aber nicht den sie anblickenden Männern zugewandt, sondern, wie ein
schwacher Rest seines Umrisses auf Platte V erkennen lässt, mit richtigem Gefühl
mehr gegen den Beschauer herausgekehrt gebildet. Ihre linke Hand kann nie sicht-
bar gewesen sein. Zu ihrer Linken geht, ein wenig zurück, ein Mann, 36, dessen
bekränzter Kopf in guter Erhaltung einen echt römischen Typus Augusteischer
Epoche zeigt. In der vorderen Reihe dann ein größeres Kind, 37, trotz kurzen
Kopfhaares wohl eher ein Mädchen in geschürzter Tunica. Auf dem Halbärmel
entlang läuft der Saum; ein befranstes Tuch liegt auf seiner linken Schulter. Sein
Blick geht offenbar auf das Bübchen weiter vorn. Mutter und Großmutter mögen
wir die nennen, welche hinter und neben 37 folgen. Diese, 38, im Hintergrund,
hält den über den Kopf gezogenen Mantel mit der Rechten auch noch vor den
Mund, doch wohl der kalten Luft wegen: es ist eine alte Frau mit gefurchten
Wangen; von der Nase aufwärts ist das Gesicht zerstört. Die Mutter dagegen,
39, in der vorderen Reihe, zeigt auch unter dem Überwurf noch die blühenden
Formen des Busens und des rechten Armes mit der Hand. Die Linke mit dem
Lorbeer ist unbedeckt. Es folgt der Vater, 41, der etwas vorgebeugt — jetzt
fehlt sein Kopf — auf das Töchterchen herabsah, zugleich die Hand auf ihren
Kopf legend. Wie vor der Mutter der Sohn, so schreitet vor dem Vater die
Tochter. Diese, 40, ist vielleicht die originellste Figur der ganzen Reihe, mit ihrer
aufrechten Haltung und dem stramm vor sich gehaltenen Strauß: ein rechtes Bild
kindlicher Ernsthaftigkeit und Erfülltheit von der Leistung, die sie den Erwach-
senen gleich zu vollbringen hat. Wohl frisiert ä la Livia, mit schnurartig gedrehtem
Reif um den Hals, trägt die Kleine über dem Kleide ein Mäntelchen, das seltsamer-
weise einen Sinus hat wie eine Toga. Zuletzt noch kleine Theile von zwei Figuren:
42, ein jugendlicher Mann, dessen Hals und Kopf, bis an Mund, Ohr und Nacken

*) Über diese Platte hatte Heron de Villefosse jedesfalls zusammengehören und V links nicht Sägen-

mir gütigst früher schon genaueste Auskunft ge- schnitt hat, ebensowenig wie die Platten IV, X,

geben. Er versicherte, dass die Platte sowohl links XI, XIV, XV, XVI an den Seiten. Wenn VI links

wie rechts gesägt sei. Es könnte damit rechts nur gesägt ist, so ist der Block wahrscheinlich ursprüng-

eine Kleinigkeit weggenommen sein, da VI und V lieh bis ans Ende des Frieses gegangen.

Petersen, Ära Pacis Augustae. 12
 
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