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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0155
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I4J

der Scheinaedicula, als dem Hause der Göttin, aufhören. Wenn überhaupt etwas
hierüber vermuthet werden darf, bevor die unter der Erde ruhenden Reste selbst
Auskunft geben, so kann es nur auf Grund lehrreicher Analogien geschehen,
welche uns andere Augusteische Denkmäler darbieten.

Erhaltene Gebäude geben einen Aufschluss, soviel ich sehe, nicht. Zwar
haben Grabmäler wie der Deus rediculus dieselbe Dreitheilung durch Pilaster
oder Streifen und dieselbe Zweitheilung durch ein Horizontalband. Auch bezeugt
sie das Grabmal des Bibulus wohl schon für republikanische Zeit, wie z. B. die
Grabkapelle auf dem Haterierrelief die Fortdauer im zweiten Jahrhundert.1) Aber
auf jene speciellen Fragen finden wir hier keine Antwort.

Weiter führen uns die Architekturveduten der im sogenannten zweiten Stil
bemalten Wände pompejanischer und römischer Häuser, und zwar dank neuen
Funden, heute erheblich weiter als früher.2) Diese gemalten Architekturen entarten
zwar mit der Zeit immer mehr zu freien Phantasiegebilden, verleugnen aber auch
dann noch in einzelnen Reminiscenzen ihre ursprüngliche Idee nicht, die als
Imitation wirklicher Gebäude in den ersten, schlichten Anfängen dieser Decorations-
weise unverkennbar hervortritt. Die Wandgliederung haben nun diese Architektur-
bilder im großen und ganzen sowohl in verticaler wie in horizontaler Richtung
mit dem Zierbau der Ära Pacis gemein.

Eben dieser Übereinstimmung wegen wurde unserem Marmorbau unterhalb
der Wandbasis ein Sockel zugefügt, obgleich Reste eines solchen Gliedes bisher
nicht nachzuweisen waren (S. 16). Denn jenen gemalten Architekturen pflegt der
Sockel nicht zu fehlen, und thatsächlich vorhanden war er in der Außenansicht des
Heiligthums, die wir in dem Kopfstück des linken Frieses erkennen mussten. (Taf. VII
links und Fig. 37 S. 116; vgl. auch die domitianische Münze in Kubitscheks Anhang.)

*) Deus Rediculus, Vom alten Rom 2 S. IOi; Haus des Augustus an der Sorrentiner Basis Fig. 29 c
ebenda 102 Grab des Bibulus, Reber Ruinen2 S. 200. mit Pilaster neben der Thür, über welcher der Eich-
stätt des Ornamentbandes dienen der horizontalen kränz von Amoren gehalten wird, vergleichen. Das
Theilung an diesem die kurzen Gesimsstücke, die Monument der Haterier, Mon. ined. V Taf. VIII;
aussehen wie Fensterbekrönungen. Aus dem ersten Brunn, Kleine Schriften I 85.

pompejanischen Stil sind sie wohlbekannt, s. Mau, 2) Uber die Wandmalereien s. Mau. Geschichte
Geschichte S. 113, Taf. II. Das Grab des M. Vergilius der decorativen Wandmalerei, Text und Tafeln; die
Eurysaces (Vom alten Rom 2 S. 105) hat andere Ver- römischen vom Palatin in Mon. ined. d. Inst. XI
hältnisse, größere Höhe, aber die Pilaster an den 22 f., Annali 1875 Taf. KT; die Wände des Hauses
Ecken, das theilende Horizontalband, hier durch die bei der Farnesina ebenda XI 44 und XII 5 = Taf. XI
Pilaster durchgehend, sind ihm mit der Ära Pacis der Separatausgabe von Lessing und Mau, Wand-
gemein, und selbst die seltsame Gliederung des un- und Deckenschmuck eines römischen Hauses aus der
teren Wandtheiles ruft das täbulinum in Erinnerung. Zeit des Augustus; 5 a — V, 17 = VI, 18 = VIII,
Die Wandtheilung der Domus Augustana bei Guattani 19 = VII, 23 = 111, 24 — IV, 25=11, 28 = I (XI
Roma 1785 I ist abweichend; eher wird man das 44 — IX). Neuere Funde weiter unten.
 
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