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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0154

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an der Ära Pacis anerkennen. Italischer Brauch ist es bekanntlich, die Cella oder
Aedicula sich mit dem Rücken an die Umfassung\smauer lehnen zu lassen, wie
es der Marstempel im Augfustusforum und der Minervatempel im Forum Nervae
that. Infolgedessen haben diese Tempel Säulen wohl an der Front und an den
Seiten, aber nicht hinten, und das ist sogar die Regel, die Vitruv bekanntlich
für den tuscanischen Tempel aufstellt. Solange für die Pax eine Aedicula
innerhalb der Einfriedung angenommen werden konnte, war nach den all-
gemeinen Größenverhältnissen vielleicht das ähnlichste Beispiel das Heilig-
thum am Forum von Pompeji, welches Mau (Pompeji S. 97) dem Vespasian zu-
schreibt: ein fast quadratischer Hof von reichlich 15 X 15"1 großer Grundfläche,
an dessen Einfriedung sich hinten eine kleine iVedicula mit vier Frontsäulen an-
lehnt, allerdings auf hohem Podium. Jetzt aber haben wir im Augusteischen
Friedenshof vor die reich verzierten Pilaster, die zu zweien jederseits vom Bilde
der Pax standen, keine Säulen stellen können. Wir hätten hier also nur eine
Scheinaedicula, so wie es nach antiker Theorie und Praxis Scheinportiken gab,
und nicht unter, sondern vor dieser Pseudoprostasis oder Scheinaedicula hätte das
Bild der Pax gestanden. Aber wie haben wir uns diesen Mittelpunkt des Heilig-
thums zu denken? Können wir überhaupt von ihm eine Vorstellung gewinnen,
die auf Zuverlässigkeit Anspruch hat?

3. Die Scheinaedicula der Pax.

Die vier Rankenpilaster (S. 45) bildeten, durch ihren Schmuck von den übrigen
Pilastern der Innenwände unterschieden und durch ihre Doppelung ausgezeichnet,
eine deutliche Einheit.1) Aber wie sprach diese Einheit sich in ihrem oberen Ab-
schluss aus, und wie war die Wandfläche zwischen den Pilastern behandelt? War
hier die Gliederung der Fläche dieselbe wie sonst überall? Dann lief das Mäander-
band, das außen unter dem Tellusrelief gewiss nicht fehlte, auch hier von Pilaster
zu Pilaster [durch. Sollen wir dann weiter .auch das verticale Streifenornament
im unteren, einen Kranz im oberen Theil ergänzen? Das letztere wurde S. 47
auf allerdings unsicherer Grundlage vermuthet, jedoch ein Kranz von Lorbeer,
also von anderer Art, wie er auch von anderer Länge gewesen wäre. Das
Streifenornament dagegen würde, wenn es S. 33 richtig als Bretterzaun verstanden
ward — und dafür soll eine neue Begründung folgen — dieser Idee gemäi3 an

l) Die Doppelpilaster standen enger zusammen, intercolumniums in der genannten Vespasiansaedicula.
sowie die zwei Säulen jederseits des großen Mittel- Das Mittelintercolumnium ist ja nicht selten weiter.
 
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