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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0047

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ein solches Streifenmuster roth-gelb oder roth-weiß auf die Wände gemalt,
namentlich neben dem Eingang zu Schenken; gewöhnlich laufen die Streifen
schräg, bisweilen senkrecht.

Der lateinische Name für diesen Plankenzaun tabulinumx) führt aber noch
zu einem andern Vergleiche. A. Mau meint nämlich, auf ein Zeugnis des Varro
sich stützend, dass das tablinum des späteren römischen Hauses, wie wir es in
Pompeji kennen, seinen Namen geerbt habe von einer aus Brettern gezimmerten
Laube, die man für die gute Jahreszeit etwas weiter zurück in den Garten hinein-
zubauen pflegte.2) Wäre es dann gesucht, in dem auf3en von blütenreichen Ranken
umsponnenen Plankenzaun, welcher das Heiligthum der Gedeihen und Segensfülle
spendenden Friedensgöttin umgab, eine wie immer vermittelte Erinnerung an jene
Gartenlauben zu finden? Als man am 4. Juli des Jahres 13 v. Chr. die Ära Pacis
gründete, muss ja doch eine Feier, ein Opfer an einem vorläufigen Altar, in zeit-
weiliger Umfriedung stattgehabt haben.3)

4. Oberer Wandtheil, der Fries und seine Abtheilungen.

Dem außen mit Figuren, Festzügen und Cultushandlungen, innen mit Stier-
schädeln und Fruchtschnüren verzierten oberen Wandtheil oberhalb des Mäanders
kommt die Bezeichnung ,Fries' allerdings nicht eigentlich zu. Durch die bequeme
Kürze jedoch empfiehlt sich dieser Name, und eine gewisse Ähnlichkeit mit
andern Friesen liegt in der Darstellung, die diesen hier ziert. Ja, mit dem berühm-
testen aller Friese, demjenigen des Parthenon, verbindet den Fries des Augusteischen
Friedensheiligthums eine unzweifelhafte Verwandtschaft, die mehr und mehr hervor-
treten wird. In Wahrheit aber liegt der Fries des Marmorviereckes nicht wie
ein wirklicher Fries über, sondern unter dem Gebälk, zum Glück, darf man sagen.

Pfosten oder Säulen erwiesen. Das Holzgetäfcl wird
in festen Theatern kaum das Aussehen eines Planken-
zaunes gehabt haben (vgl. Puchstein S. 22). Auf
unteritalischen Phlyakenvasen sieht man das Spiel-
gerüst vorn noch durch einfache Pfosten gestützt,
ohne Füllung (z. B. Dörpfeld und Reisch S. 315,
318, 322, Fig. 77), wie das Podium der Zuschauer
im Grabe 'dellc bighe; in andern (Dörpfeld-Reisch
S. 322, Fig. 78 und S. 324) lässt verschiedener
Zierat zwischen den Pfosten eine feste Füllung
denken. " Es kommt aber auch vor (a. a. O. S. 323),
dass das Bühnengerüst einfach mit Teppichen verhüllt
ist. Unzweifelhaft als Bretter zu denken sind die

senkrechten Streifen der gemalten Thür in der Villa
von Boscoreale (Barnabei, la Villa Pompeiana S. 65),
eine Thür, die eigentlich in einen Bretterzaun gehört.

1) So wird nämlich von Hygin ed. Domaszewski
C. 3 und 32 zweimal eine Seite der Zeltreihen im
römischen Lager genannt im Gegensatz zu einer
andern, die von den Fahnen Signa heißt.

2) Vgl. Marquardt-Mau, Privatleben der Römer
S. 220 und Nissen, Pompejan. Studien S. 643; Mau,
Pompeji in Leben und Kunst S. 239.

3) Festus p. 157 M.: minora templa fluni ab
augtiribus, cum loca äliqua labulis aut linteis scpi-
ufttur etc.

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