Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0181

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i6g

stehen. An Stelle des aus der Zeichnung hervorgegangenen griechischen Flach-
reliefs, das uns niemand besser verstehen lehrte als Conze, wie es fünf, sechs und
mehr Figuren voreinander vortreten lässt, ohne dass sie sich mehr als eine einzige
über den Reliefgrund erheben, hier mit wenigen Ausnahmen, die bei der Be-
schreibung hervorgehoben wurden, nur die zwei Reihen der links und der rechts
Gehenden, von ihnen die einen in flachem, die andern in hohem Relief. Also
um den Preis der freieren Bewegung, des Lebens im ganzen ist die mehr plastische
Rundung und Körperlichkeit der vortretenden Figuren erkauft.

10. Die Vorbilder für die kleinen Friestheile.

Wie am Parthenon ist absichtlich in den langen Friesen der Seitenwände,
mit vielleicht einer Ausnahme,1) jede Charakterisierung des Ortes der Handlung,
jedes Beiwerk von Architektur und Landschaft vermieden und ausschließlich den
kleineren Bildern der Frontwände vorbehalten, hier bestimmt, die Lücken zwischen
den freier und mannigfaltiger gruppierten Figuren zu füllen, wie ja auch in
Metopen und Giebeln des Parthenon dies landschaftliche Element nicht ganz
fehlt. Hat nun die Ära Pacis und die Augusteische Kunst mit einer solch aus-
führlicheren Darstellung des Hintergrundes und der räumlichen Umgebung etwas
wesentlich Neues geleistet oder ist sie auch darin von früherem abhängig? Die
Abhängigkeit der Augusteischen Kunst auch in diesem Punkte ist namentlich
von Th. Schreiber, ihre Originalität neuerdings von Franz Wickhoff verfochten.2)

Die attische, vielleicht mehr noch die peloponnesische Kunst legte das Haupt-
gewicht auf die Götter, Helden und Menschen und das von ihnen nicht zu
trennende lebendige Geschöpf, und je größer das Bild, desto ausschließlicher fast
gehört diesem der Bildraum. Gelegentlich durch die Handlung selbst geforderte
todte Gegenstände, wie Baum und Quelle im Parthenonswestgiebel, Fels oder
Baum bei Thaten des Theseus oder Herakles, bilden keine wesentliche Ausnahme.
Schon etwas anderes sind die knappen Andeutungen eines großen Naturbildes
im Ostgiebel des Parthenon, ebenso die Hügel, auf denen im Ostfriese des

J) Nämlich der S. 103 angenommenen Andeutung.

2) Vgl. Schreiber, die Grimanischen Brunnen-
reliefs; desselben Hellenistische Reliefbilder, die
Alexandrische Toreutik und den S. 49, I citierten
Aufsatz; Wickhoff, Einleitung zur Wiener Genesis.
Sehr lebhaft für Wickhoff trat Dragendorff ein, Über
die arretinischen Vasen und ihr Verhältnis zur

Petersen, Ära Pacis Augustae.

Augusteischen Kunst in Bonner Jahrb., Heft 103,
1898 S. 92 ff. In Schreiber'schem Sinne recapitu-
lierte Courbaud, Basrelief romain u. s. w. S. 233 ff.,
267 ff., und auf dieselbe Seite neigte sich offenbar
auch Conze, Arch. Anz. 1899 S. 18. Den exacten
Weg des Einzelbeweises hat Amelung beschritten,
Rom. Mitth. 1894 S. 315 und 1901 S. 258.

22
 
Annotationen