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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0165

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5. Scherwände und Schranken in alter Architektur.

Wo anders werden wir nun den Ursprung dieser niedrigen Scherwände zu
suchen haben als zwischen Säulen oder Pilastern? Vielleicht wäre die Bühne noch
ferner im Auge zu behalten; denn bei ihr bewerkstelligten Stützen mit eingefalzten
Holztafeln den Raumabschluss, und in etruskischen Darstellungen sahen wir (S. 34
und Fig. 21) über solchem Getäfel bald die Zuschauer und Kampfrichter sitzen,
bald die agierenden Personen auftreten. Auch spätere Wandgemälde zeigten
uns Figuren oder was sonst den Blick anziehen sollte, bald unten vor dem Raum-
schluss, bald oben darüber, im offenen Raum. Aber die Form der antiken Bühne
ist noch zu sehr umstritten, um sich auf widerspruchslose Thatsachen berufen zu
können.

Man kennt die Balustrade der pergamenischen Stoa. Oft müssen Personen
über ihr den Untenstehenden sichtbar geworden sein, wie die Figuren, welche an
der Porta Marzia in Perugia über den Gittern zwischen den Pilastern erscheinen.1)
Von außen lehnen die Klagefrauen des sidonischen Sarkophags gegen die Schranken
des Heroons. An einem südrussischen Holzsarkophag des vierten Jahrhunderts
waren über den vergitterten Schranken der Intercolumnien ganze Figuren ange-
bracht.2) Schranken in großem Stil haben Koldewey und Puchstein zwischen den
Riesensäulen des Zeustempels von Akragas nachgewiesen; Steinschranken auch
zwischen den Innensäulen eines Tempels (F) von Selinus,3) und hier endlich wird
wohl ersichtlich, dass der Umweg zur Ära Pacis zurückführt. Denn diese Selinunter
Schranken sind nicht glatt, sondern in deutlicher Erinnerung an Holzgetäfel in
wechselnd erhöhten und vertieften Streifen abgetheilt, dem zwischen Pilastern
eingefügten Plankenzaun der Pax nicht unähnlich. Auch in der Cella des Zeus-
tempels in Olympia blieben Spuren von Stein(?)schranken jederseits zwischen der
dritten bis fünften Säule, von denen wir jedoch Näheres nicht wissen.

Umso wichtiger sind uns die Schranken zwischen den Thronbeinen des
Zeusbildes.4) Einerlei, aus welchem Stoff der Thron aufgebaut war: für die Idee
eines solchen musste Holz das maßgebende Material sein; und soweit wir eine
Vorstellung von ihm zu gewinnen vermögen, weist er mit dem Aufbau der Ära
Pacis und den vorbesprochenen gemalten Facaden überraschende Ähnlichkeit auf.

J) Pergamenische Stoa bei Springer-Michaelis, unten in der pompejanischen Scheinporticus, Mazois

Handbuch 6 S. 132. Porta Marzia, Rom. Mitth. 1897, II 37, I und danach Puchstein, Griech. Bühne S. 35.
S. 17g. 3) S. Koldewey und Puchstein, Griech. Tempel,

2) S. Petersburger Compte-rendu 1875 Titelblatt. Akragas S. 16 f., Selinus S. II7.
Die Schranken sind von gleichem Aussehen wie 4) Vgl. Rom. Mitth. 1898, S. 159.

Petersen, Ära Pacis Augustae. 20
 
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