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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0169

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157

7. Das Ergebnis für den Außenfries.

Um nun für die rechte Auffassung des Außenfrieses den Standpunkt zu
gewinnen, erinnern wir uns, dass nicht nur die menschlichen Gestalten, sondern
die wann immer von der Malerei herübergenommenen landschaftlichen Zuthaten
an Gebäuden, Bäumen, Felsen u. s. w., kurz alles, was das Relief behandelt und
vorführt, sich nicht in der bloßen Form des weißen Marmors, vielmehr von Farbe
belebt und dem Schein der Wirklichkeit angenähert darstellte. Daraus scheint
zu folgen, dass der Beschauer nach des Künstlers Absicht auch hier Wirklichkeit
vor Augen zu haben sich einbilden sollte, trotz der hohen Lage des Dargestellten.
War man ja doch von der Bühne her an eine solche gewöhnt.

Erinnern wir uns weiter, dass Wickhoff die beiden Innenbilder des Titus-
bogens, die kaum weniger hoch dem Beschauer gegenüberstanden, ohne nähere
Begründung, in derselben Weise auffasst:J) „ein Rahmen öffnet sich, und durch
ihn sehen wir auf den Triumphzug, der vorüberschreitet. Wir sollen glauben, dass
die Menschen sich da vor uns bewegen, wir sollen nicht mehr an Gemälde
erinnert werden, sondern die Plastik soll mit ihren Mitteln das erreichen, was
eine ganz aasgebildete Malerei erreicht, den Eindruck völliger Illusion." Es soll
nun keineswegs geleugnet werden, dass dieses Ziel in den Reliefs des Titus-
bogens in höherem Maße erreicht ist als in dem Augusteischen Friese — jede
Zeit hat dafür ihren eigenen Maßstab —; ein principieller Unterschied aber, wie
ihn Wickhoff behauptet, besteht weder in dieser noch in anderer Hinsicht
zwischen der Kunst des Titus und der des Augustus.2) Reliefs, die noch mehr

*) Wiener Genesis S. 44.

2) Meine Bewunderung für Wickhoffs geistvolle
Skizze kann mich nicht abhalten, auf zwei unbe-
gründete Aufstellungen desselben hinzuweisen, die
mit den hier erörteten Fragen eng zusammenhängen.
Die erste ist die wiederholt vorgetragene Behauptung,
dass die Reliefs der Ära Pacis (wie auch die Panzer-
figuren des Augustus von Primaporta) zwar in Marmor
ausgeführt, aber wesentlich Thonplastik seien: auf
die Fläche aufmodelliert zuerst eine Reihe flacher
Figuren, auf diese dann eine andere in runderer
Körperlichkeit; und S. 26 wird dann zur Bestätigung
auf die Überlieferung von Pasiteles' Thonplastik bei
Plinius XXXV 156 hingewiesen. Was Wickhoff
unter Thonstil versteht, wird S. 43 klar: in Gegen-
satz z.ur Ära Pacis, „wo die Nachahmung . . . die volle
plastische Wirkung verdarb", werden die Reliefs des

Titusbogens gestellt, „im echten Steinstil aus Blöcken
gearbeitet, deren ursprüngliche Oberfläche oben und
unten am Rande bewahrt ist u. s. w." Ganz das-
selbe Verfahren ist eben auch an der Ära Pacis
beobachtet, und an dem Augusteischen Relief von
Ravenna hat Conze (ein Relief von S. Vitale S. 6)
dasselbe anschaulich gemacht. Am Friesblock VIII
ladet die Fußplatte innen o-o6m aus, ungefähr soviel
wie die Festons; außen jetzt noch 0'l2m, einst mehr,
und das Relief etwa 0'15m.

Der zweite Punkt ist Wickhoffs scharfsinnig aus-
gedachte Theorie von der an der Ära Pacis erst halb,
am Titusbogen dann völlig zur Wirkung gebrachten
Berechnung des Schattens, den die Figuren auf-
einander, nicht auf den Reliefgrund werfen sollen.
Dass die Schattenwirkung an den vier Seiten der
Ära Pacis, an den zweien des Titusbogens nie gleich
 
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